Indonesien: Zahl der Toten auf 377 gestiegen

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In Indonesien ist die Zahl der Toten nach mehreren Naturkatastrophen auf 377 gestiegen. Das Tsunami-Warnsystem funktionierte nicht.

(aktualisiert: 28.10.10 um 14.15 Uhr)

Am Mittwoch trafen erstmals Flugzeuge und Hubschrauber mit Rettungskräften, Medikamenten und anderen Hilfsgütern in den Krisengebieten ein. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono unterbrach wegen des Erdbebens, des Tsunamis und des Vulkanausbruchs, die sein Land in weniger als 24 Stunden heimsuchten, einen Staatsbesuch in Vietnam.

Das Beben hatte am Montagabend (Ortszeit) im Westen von Indonesien eine drei Meter hohe Flutwelle ausgelöst, die Hunderte Häuser mit sich riss. Mindestens 154 Menschen kamen ums Leben, mehr als 400 weitere wurden nach Behördenangaben noch vermisst. Der erste Erdstoß vom Montag hatte eine Stärke von 7,7. Unter den mindestens 14 Nachbeben erreichte eines eine Stärke von 6,2. Das Epizentrum lag rund 280 Kilometer südlich von Sumatra und 20 Kilometer unter dem Meeresboden. Mehr als ein Dutzend Dörfer auf der am schwersten betroffenen Inselkette Mentawai, die nur per Schiff zu erreichen ist, waren weiter von der Außenwelt abgeschnitten. In zwei Küstenorten auf den Inseln Pagai und Silabu riss eine drei Meter hohe Welle Hunderte Häuser mit sich, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mitteilte. Im Dorf Muntei Baru auf Silabu wurden nach Angaben des Katastrophenschutzes 80 Prozent der Häuser zerstört.

Wegen starken Windes und rauer See war es für Rettungskräfte schwierig, in das Katastrophengebiet vorzudringen. Das erste Frachtflugzeug mit 16 Tonnen an Zelten, Medikamenten, Lebensmitteln und Kleidung traf am Mittwoch ein. Das Erdbeben erschütterte auch Städte entlang der Westküste der Insel Sumatra, darunter Padang. Dort hatte ein Erdstoß der Stärke 7,6 im vergangenen Jahr mehr als 700 Menschen das Leben gekostet.

Erneuter Ausbruch des Vulkans Merapi

Am Donnerstag stieß der Vulkan Merapi zum zweiten Mal diese Woche riesige Aschewolken aus. Auf der Hauptinsel Java brach am frühen Dienstagabend (Ortszeit) der Vulkan Merapi zum ersten Mal aus und spuckte Wolken mit heißer Asche und Steinen in die Luft. Mindestens 28 Menschen kamen ums Leben. Seit dem Wochenende hatte die Aktivität des Vulkans merklich zugenommen, Tausende Bewohner der Berghänge waren vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Der Merapi („Feuerberg“) zählt zu den gefährlichsten der 129 aktiven Vulkane in Indonesien.

Indonesien liegt im pazifischen „Feuerring“ mit zahlreichen Vulkanen, in dem Verschiebungen von Erdplatten immer wieder zu Erschütterungen führen. Das folgenschwerste Beben der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich im Dezember 2004 vor Sumatra und löste einen Tsunami aus, der rund um den Indischen Ozean 230.000 Menschen das Leben kostete. Das Beben am Montag entstand an derselben Verwerfungslinie wie das Ende 2004. Der Ort des Bebens vom Montag und der Merapi sind etwa 1.300 Kilometer voneinander entfernt.

Tsunami-Frühwarnsystem funktionierte nicht

Vor dem verheerenden Tsunami in Indonesien hat nach Behördenangaben das für 100 Millionen Euro eingerichtete Tsunami-Frühwarnsystem nicht funktioniert. Die deutsch-indonesische Anlage sei nicht richtig gewartet worden und deswegen vor einem Monat ausgefallen, hieß es am Donnerstag.

Das Frühwarnsystem wurde im November 2008, knapp vier Jahre nach der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean, in Betrieb genommen. Vorgesehen ist, dass Bojen, Seismomenter und Sensoren an der Oberfläche und auf dem Grund des Ozeans Daten in ein Lagezentrum in Jakarta senden, von wo aus binnen Minuten Alarm gegeben werden kann. So soll mehr Zeit für Evakuierungen bleiben. An der Entwicklung des Systems waren neun deutsche Forschungseinrichtungen beteiligt, darunter das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Den größten Teil der Projektkosten von rund 100 Millionen Euro trug Deutschland mit 45 Millionen Euro. Mitte Oktober vergangenen Jahres wurde das Warnsystem zum ersten Mal umfassend getestet.

dapd