Hypotheken-Geschäfte im Visier

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Die Bank of America kommt einfach nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Und schon wieder ist es der aufgekaufte Immobilienfinanzierer Countrywide, der Stein des Anstoßes ist. Die Übernahme gilt als der größte Fehler in der Geschichte der Bank.

Die US-Regierung hat die Bank of America auf mehr als eine Milliarde Dollar Schadenersatz verklagt. Sie wirft dem zweitgrößten Kreditinstitut des Landes vor, zu Zeiten der Finanzkrise minderwertige Hypotheken an zwei staatliche Baufinanzierer verkauft zu haben. Die Folge seien hohe Verluste für die öffentliche Hand gewesen, weil Kreditnehmer später ihre Raten nicht mehr hätten zahlen können, erklärte der Bundesstaatsanwalt von Manhattan. Die Bank äußerte sich zunächst nicht.

Die staatlichen Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac kaufen Banken deren Hauskredite in großen Paketen ab. Dadurch sollen die privaten Institute frisches Geld bekommen und neue Kredite vergeben können. Die Bank of America beziehungsweise der von ihr im Jahr 2008 übernommene Hausfinanzierer Countrywide hätten jedoch die Kreditanfragen bewusst schlampig geprüft, heißt es in der Klage. Ziel sei es gewesen, möglichst schnell möglichst viele Hypotheken zu vergeben.

„Unglaublich dreist“

„Das betrügerische Verhalten, das wir in der heutigen Klage aufführen, war in seinem Ausmaß unglaublich dreist“, sagte Staatsanwalt Preet Bharara. Countrywide hat demnach 2007 damit angefangen und die Bank of America hat nach der Übernahme bis zum Jahr 2009 weitergemacht. „Countrywide und die Bank of America haben zum Vorteil ihrer eigenen Bilanzen systematisch jede Kontrolle ausgeschaltet.“ Bharara sprach von „toxischen Produkten“, die dabei herausgekommen seien.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Bank of America für Countrywide verantworten muss. Der Finanzkoloss ist in zahlreichen Rechtsstreitigkeiten verstrickt, die regelmäßig in milliardenschweren Vergleichen münden. Hintergrund ist, dass Countrywide selbst denjenigen Hauskäufern noch Kredit gewährt hatte, die kaum Sicherheiten besaßen und sich deshalb eigentlich keine eigenen vier Wände hätten leisten können. Das rächte sich in der Finanz- und Wirtschaftskrise, als reihenweise die Ratenzahlungen ausblieben.

Vergleiche von 2,6 Milliarden Dollar

Die Bank of America hatte im Rahmen eines Vergleichs bereits Ende 2010 Fannie Mae und Freddie Mac jeweils 1,3 Milliarden Dollar überwiesen. Die beiden Baufinanzierer gehören zu den größten Opfern der Finanzkrise. Der Staat hatte sie wegen horrender Verluste bei ihren Krediten auffangen müssen.

Auch andere Banken waren schon in das Visier der US-Justiz geraten. So hatte die gleiche Staatsanwaltschaft erst vor zwei Wochen Wells Fargo verklagt, weil das Institut sich Kredite vom Staat habe absichern lassen, die eigentlich nicht dafür geeignet gewesen seien. Die Rechnung habe der Steuerzahler begleichen müssen, als auch hier die Zahlungen ausgeblieben seien. Die großzügige Vergabe von Immobiliendarlehen durch US-Banken gilt als einer der Auslöser der Finanzkrise von 2008.