Heikles Treffen zwischen Benedikt und Erzbischof Rowan

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Als der Papst im November eine Apostolische Konstitution veröffentlichte, die Anglikanern den Wechsel zur katholischen Kirche erleichtert, sorgte er damit in Großbritannien für Aufregung. Wenn Benedikt XVI. am Freitag das geistliche Oberhaupt der Church of England trifft, wird, sein Erlass wahrscheinlich auch ein Gesprächsthema sein.

Stephen Parkinson ist Direktor von Forward in Faith, einer kleinen, aber lauten konservativen Gruppe innerhalb der anglikanischen Kirche. „Es gibt tausende Anglikaner, die darüber nachdenken, zur katholischen Kirche zu wechseln“, sagt Parkinson, wann immer ein Journalist ihn danach fragt. Die Aussage ist als Drohung gemeint. Denn in der anglikanischen Kirche schwelt ein Streit über die Frage, ob Frauen zu Bischöfinnen ernannt werden sollen.

Der Papst griff im November auf seine Weise in die Diskussion ein. Er veröffentlichte eine Apostolische Konstitution, die es Anglikanern erleichtert, zur römisch-katholischen Kirche zu wechseln. Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und das geistliche Oberhaupt der Church of England, wurde erst 24 Stunden vorher über den Erlass informiert.

Überall im Land regte sich Empörung. Königin Elizabeth II. schickte im Januar einen Vertrauten zum Heiligen Stuhl, um ihren Bedenken Ausdruck zu verleihen. Für Parkinson war die Konstitution dagegen ein Geschenk. Vor allem Konservativen wie ihm soll der Erlass den Wechsel erleichtern. Danach sollen nicht nur einzelne Mitglieder, sondern ganze Gruppen oder Gemeinden konvertieren können.

Damit diese Gruppen ihren Ritus weitgehend beibehalten können, will der Heilige Stuhl spezielle Ordinariate einrichten. In diesem Rahmen ist es auch möglich, dass verheiratete Priester in die katholische Kirche aufgenommen werden.

Kleingedruckte

Seit November hat sich der Heilige Stuhl zu der Angelegenheit aber nicht mehr geäußert. Viele Einzelheiten darüber, wie die Ordinariate aussehen sollen, sind nach wie vor offen. „Wir warten darauf, dass sich der Papst zu der Frage äußert. Es kommt auf das Kleingedruckte an“, sagt Parkinson, der trotzdem damit rechnet, dass die ersten britischen Gemeinden in den nächsten zwei, drei Monaten ihre Konversion bekannt geben werden: „Irgendwann nach dem Papst-Besuch.“

Parkinsons Organisation vertritt rund 10.000 anglikanische Katholiken, darunter etwa 1.000 Geistliche. Die anglikanische Kirche befindet sich seit Jahren in einem tiefgreifenden Erneuerungsprozess.

Seit 1994 weiht sie Frauen zu Priesterinnen, und schon damals wanderten rund 500 Geistliche zur römisch-katholischen Kirche ab. Im Juli beschloss die anglikanische Generalsynode, Frauen als Bischöfinnen zuzulassen.

Außerdem schloss die Synode aus, „Super-Bischöfe“ zu erlauben, die für Gemeinden zuständig sein sollten, die weibliche Bischöfe ablehnen. Genau auf diesen Kompromiss hatten Traditionalisten wie Parkinson aber gehofft.

Gespräche

„Ich war über die Entscheidung enttäuscht, aber nicht überrascht“, sagt er. Nun richtet sich sein Blick auf die Wahlen zu einer neuen Generalsynode, die im Oktober stattfinden werden. Sollten die neue Mitglieder den alten Kurs fortsetzen, könnte Forward in Faith schon bald die anglikanische Kirche verlassen.

Seit Monaten führen wechselwillige anglikanische Geistliche Gespräche mit der katholischen Kirche von England und Wales, von deren Seite es aber durchaus auch Vorbehalte gibt. „Die katholische Kirche wird keine Gruppen oder Sekten aufnehmen, die ihre eigene Sache machen wollen.

Wer übertreten will, muss sich im Klaren darüber sein, dass er damit ein vollständiges Mitglied der katholischen Kirche wird“, sagt Andrew Faley, Stellvertretender Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales.

Bei dem Treffen des Papstes mit Williams werde der Streit um die Apostolische Konstitution aber nur eine untergeordnete Rolle spielen, vermutet Parkinson: „Wahrscheinlich werden Williams und Benedikt XVI. das Thema anschneiden, aber für eine sinnvolle Diskussion bleibt ihnen gar nicht genug Zeit.“

Mit Mitgliedern von Forward in Faith wird sich der Papst, wenn überhaupt, nur zufällig treffen. Der Organisation gehören nämlich auch einige einflussreiche Bischöfe an. Parkinson selbst will sich den Besuch dagegen nur im Fernsehen anschauen: „Ich habe mir keine Tickets gekauft, und eingeladen worden bin ich auch nicht.“

(dapd)