Gedämpfte Erwartungen an den Klimagipfel

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Für den am Montag beginnenden Klima-Gipfel im mexikanischen Cancun machen sich Experten wenig Hoffnung auf eine Einigung. Hier soll eigentlich der Weg zu einem Abkommen geebnet werden, mit dem sich das Ende 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ersetzen ließe.

Vertreter 194 200 Staaten, darunter Luxemburg, wollen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll von 1997 verhandeln. Beobachter sehen jedoch kaum Chancen, einen schlagkräftigen Nachfolgevertrag abzuschließen. Im vergangenen Jahr waren die Verhandlungen in Kopenhagen über ein neues Protokoll gescheitert.

Nicht zuletzt der Streit zwischen den beiden größten Treibhausgasemittenten USA und China über Konsequenzen etwa für die Industrie belastete die Verhandlungen schon im Vorfeld. Beide Länder werfen sich gegenseitig vor, nicht genug für eine Reduzierung des Ausstoßes zu unternehmen. Der Ausgang der US-Kongresswahlen Anfang November verkompliziert die Bemühungen zusätzlich. US-Präsident Barack Obama wird nun den Plan, den US-Ausstoß um 17 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken, vermutlich kaum noch umsetzen können.

Wissenschaftler warnen

Bei der Abstimmung hatten die Republikaner deutliche Gewinne verbucht. Viele Parteimitglieder misstrauen der wissenschaftlichen Begründung für die Erderwärmung und lehnen Konsequenzen für die amerikanische Industrie ab. Das laufende Jahr könnte eines der zwei wärmsten seit dem Beginn der Wetterdatenaufzeichnung im 19. Jahrhundert werden. Wissenschaftler warnen wegen der steigenden Temperaturen vor Überschwemmungen, Dürren, Sandstürmen und höheren Meeresspiegeln.

Cancún drohe zur „Wohlfühlsitzung“ zu werden, in der sich die Delegierten der 194 Staaten zu „gruppentherapeutischen Sitzungen“ zusammenfinden: „Man wird sich in die Augen schauen und sagen, Kopenhagen war naja, aber jetzt wollen wir uns erst einmal wieder vertragen und versuchen nichts zu beschließen, was irgendjemandem wehtut. Das ist ein Verdrängungsmechanismus“, mutmaßt eine Klimaforscher.

Einzelne Vereinbarungen

Nach der gescheiterten Konferenz in Kopenhagen im vergangenen Jahr wird erwartet, dass am Ende lediglich einzelne Vereinbarungen stehen werden, zum Beispiel in den Bereichen Klimaschutz-Finanzierung, Waldschutz oder Technologietransfer. Mit einem umfassenden, rechtlich verbindlichen Abkommen rechnet kaum noch jemand.

International wird immer noch um ein Nachfolgeabkommen für das sogenannte Kyoto-Protokoll gerungen. 1997 verständigten sich mehr als 170 Unterzeichnerstaaten darauf, den weltweiten Kohlendioxidausstoß bis 2012 um rund fünf Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. 192 Staaten haben das Protokoll bislang ratifiziert. Die Verpflichtungsperiode begann 2008 und läuft Ende 2012 aus. Für den Zeitraum danach gibt es keine Regelung.

Mediale Transparenz

Der Klimagipfel von Cancun setzt auf Transparenz. Soziale Netzwerke wie Facebook, der Bilderdienst Flicks, Twitter, On-demand webcast, Youtube und sogar eigens eine sogenannte  „Negotiator“-App soll über den Verlauf der Verhandlungen berichten.

Die Ausgangslage in Cancún ist die gleiche wie bei allen Verhandlungsrunden zuvor: Entwicklungsländer gegen Industriestaaten. Erstere verlangen, dass die Industriestaaten sich auf eine massive Senkung ihrer Kohlendioxid-Emissionen verpflichten. Die Industriestaaten fordern, dass auch die Entwicklungsländer eine Begrenzung ihrer Emissionen rechtsverbindlich zusagen.

Bevor die Staaten aber über die eigentliche Kernfrage, die Emissionsreduktionen, verhandeln können, müssen erst weitere Bausteine des zukünftigen Klimaregimes ihren Platz gefunden haben. Dazu gehören vor allem die Kontrolle der Emissionen und die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen.

tageblatt.lu/Reuters/dapd