/ Frankreich schüttelt den Kopf

Frankreich fühlt sich ungeachtet des deutschen Atomausstiegs mit seiner Atompolitik „nicht isoliert“. „US-Präsident Barack Obama hat bestätigt, dass das Atomprogramm in den USA nicht ausgesetzt wird. Japan hat trotz der Katastrophe von Fukushima nicht vor, seine Atomkraftwerke zu schließen. Auch China und Indien haben große Pläne“, sagte Industrieminister Eric Besson der Zeitung „Libération“ (Dienstag). „In Frankreich wird es keinen Aufschub geben“, betonte er.
Frankreich sieht die Entwicklung des Kerntechnikkonzerns Areva und der heimischen Akw-Betreiber als strategisch bedeutsam für seine Unabhängigkeit an. Den deutschen Atomausstieg betrachtet das Land mit Kopfschütteln. „Deutschland ist souverän. Aber was werden die Folgen sein? Eine höhere Abhängigkeit von Kohle und Gas, also mehr Emissionen von Treibhausgasen“, sagte Besson. Zudem werde Deutschland mehr Atomstrom importieren. Und die Strompreise für Industrie und Verbraucher würden weiter steigen.
Die Risiken der Kohle
Auch fossile Energieträger seien mit Risiken behaftet, sagte Besson. „Atomenergie ist bei weitem nicht die Energie, die die meisten Opfer gefordert hat.“ Man könne keine Statistik nach zwei schweren Unfällen innerhalb eines halben Jahrhunderts aufstellen. Man müsse auch die Opfer einrechnen, die es beim Kohleabbau und in der Ölindustrie gebe.
Der Anteil an erneuerbaren Energien könne in Ländern, die nicht über ein hohes Potenzial an Wasserkraft verfügen, nicht höher als 30 Prozent sein. Daneben sei eine Grundversorgung aus fossiler oder nuklearer Energie nötig. „Unsere Welt kann im 21. Jahrhundert nicht ohne Atomkraft auskommen“, sagte Besson.