Flüchtlingsheim geht in Flammen auf

Flüchtlingsheim geht in Flammen auf
(Hendrik Schmidt)

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Die Empörung nach dem Brand in einem künftigen Flüchtlingsheim in Tröglitz ist groß. Wer hinter dem Anschlag im Süden Sachsen-Anhalts steckt, ist noch offen.

Fassungslosigkeit und viele offene Fragen: Einen Tag nach dem Anschlag auf ein fast fertiges Flüchtlingsheim in Tröglitz in Sachsen-Anhalt ist weiter unklar, wer das Haus in Brand setzte. Mit Nachdruck würden die Ermittlungen über Ostern fortgesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft Halle am Sonntag mit. Nähere Angaben machte die Behörde nicht. Die Spurensicherung am Brandort ist laut Polizei inzwischen abgeschlossen.

Das Feuer war in der Nacht zum Samstag gelegt worden und zerstörte den Dachstuhl. Ob Fremdenhass das Motiv war, ist noch unklar. Die Ermittler halten einen politischen Hintergrund aber für naheliegend. Seit Wochen machen Rechtsextreme in Tröglitz Stimmung gegen die Aufnahme von Asylbewerbern. Anfang März hatte der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth (parteilos) wegen rechtsextremer Anfeindungen sein Amt niedergelegt.

40 Flüchtlinge hätten im Mai in dem Gebäude vorerst ein Zuhause finden sollen. Wann das Gebäude wieder bewohnbar ist, ist unklar.

Internationale Empörung

Der Brandanschlag löste große Empörung aus – auch über Deutschland hinaus. Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, mahnte, ein solcher Vorfall sollte die Alarmglocken in Europa angehen lassen. „Die Demokratie wird zunehmend bedroht durch rassistischen, fremdenfeindlichen, politischen und religiösen Extremismus.“

Am Samstagnachmittag hatten bereits mehrere hundert Menschen in dem Ort für ein weltoffenes Tröglitz demonstriert. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nahm daran teil.

Das Internationale Auschwitz Komitee und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, forderten eine Beschleunigung des NPD-Verbotsverfahrens. „Die Partei ist der staatlich subventionierte Nährboden der nationalsozialistischen Ideologie“, erklärte Knobloch. Sie reagierte damit nicht nur auf den Anschlag von Tröglitz, sondern auch auf die Beschädigung einer Gedenktafel an der KZ-Gedenkstätte Jonastal in Thüringen durch Unbekannte.