Experten machen Eurostar für Chaos im Zugverkehr verantwortlich

Experten machen Eurostar für Chaos im Zugverkehr verantwortlich

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für das jüngste Chaos im Zugverkehr durch den Kanaltunnel ist das Unternehmen Eurostar laut einem französischen Zeitungsbericht selbst verantwortlich.

Der Zugbetreiber habe es seit Jahren versäumt, sich auf Winterwetter einzustellen, zitierte „Le Parisien“ am Donnerstag aus der Studie von zwei Experten, die Eurostar mit der Untersuchung der Vorfälle kurz vor Weihnachten beauftragt hat. Der Bericht soll am (morgigen) Freitag offiziell veröffentlicht werden. Am 18. Dezember waren mehrere Züge im Kanaltunnel liegen geblieben. Mehr als 2.000 Fahrgäste steckten damals bis zu 15 Stunden lang fest.

Von der folgenden Einschränkung des Zugverkehrs waren bis zu 40.000 Menschen betroffen. Auch danach kam es noch mehrfach zu Behinderungen im Zugverkehr zwischen England und dem Kontinent. Am Donnerstag wurden auf der englischen Seite des Tunnels drei Züge wegen einer Gleisstörung vorübergehend gestoppt, wie Eurostar-Sprecher Richard Holligan mitteilte.
Für alle diese Zugausfälle wurde stets das besonders harsche Winterwetter verantwortlich gemacht. Der ungewöhnlich trockene Pulverschnee habe sich im Triebwerk der Lokomotiven festgesetzt und zu deren Stillstand geführt, erklärte Eurostar. Dazu sagen die beiden Experten laut „Le Parisien“ lakonisch, die Eurostar-Züge seien veraltet und schlecht gewartet und eben deshalb winteranfällig. Dies aber hätte den Betreibern längst klar sein müssen.

Rüge wegen unangemessener Reaktion

Dem Zeitungsbericht zufolge rügen die Experten Eurostar ferner für eine unangemessene Reaktion auf die Krise kurz vor Weihnachten. So seien die im Tunnel festsitzenden Fahrgäste stundenlang nicht über die aktuelle Lage informiert worden und hätten weder Nahrungsmittel noch Wasser erhalten. Eurostar hatte versucht, einen Teil der Verantwortung auf Eurotunnel, die Betreibergesellschaft des Tunnels, abzuwälzen.
Dem stimmten die Experten jedoch nicht zu. Empfohlen wird deshalb vor allem eine gründliche Modernisierung der Züge von Eurostar sowie ein klarer Aktionsplan für Notfälle. Eurotunnel wiederum wird aufgefordert, im Tunnel mehr Notbeleuchtung anzubringen und in weitere Wartungsfahrzeuge zu investieren.

Der Zugverkehr durch den Ärmelkanal ist wegen der anhaltenden Kälte schon seit Wochen eingeschränkt. Die Züge fahren nur mit gedrosselter Geschwindigkeit, was stets zu Verspätungen von etwa 30 Minuten führt.

APD