/ Erstes Video von verschütteten Bergleuten in Chile

Mit nacktem Oberkörper, dünn, aber gesund und fröhlich wirkend sangen die eingeschlossenen Männer darin Arm in Arm die Nationalhymne und zeigten, wie sie es sich in 700 Meter Tiefe eingerichtet haben. Die 45 Minuten lange Aufnahme wurde mit einer kleinen Kamera gemacht, die über einen engen Schacht hinuntergelassen wurde. „Es ist das genaue Gegenteil dessen, was ich erwartet habe,“ sagte der Bruder eines 27-Jährigen, der seit einem Felssturz am 5. August in der Gold- und Kupfermine San José am Rand von Copiapó mit 32 anderen festsitzt. „Ich dachte, er würde viel schlimmer aussehen.“ In dem Video habe sein Bruder zwar nichts gesagt, doch er sei schon immer ein eher wortkarger Mann gewesen.
„Er scheint also ganz der Alte zu sein,“ sagte der Mann, der mit den Angehörigen anderer Verschütteter seit Wochen am Eingang der Mine campiert. „Wir haben hier alles gut organisiert,“ sagte einer der Arbeiter, die dank eiserner Disziplin mit einer 48-Stunden-Ration an Lebensmitteln 17 Tage lang überlebten, bis sie am vergangenen Sonntag von Rettungsarbeitern entdeckt wurden. Mittlerweile werden sie durch drei schmale Bohrungen mit Frischluft, Wasser und Lebensmitteln versorgt und können mit der Welt draußen kommunizieren. Jeder von ihnen hat etwa zehn Kilogramm Gewicht verloren und benötigt täglich vier Liter Wasser, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
„Grüße an meine Familie! Holt uns hier bitte bald heraus!“
Die Männer zeigten, wo sie Domino und Karten spielen, um sich die Zeit bis zu ihrer Rettung zu vertreiben. Dass sie noch eine Weile warten müssen, wissen sie mittlerweile. Innenminister Rodrigo Hinzpeter sagte, es sei kontraproduktiv, den Verschütteten genaue Zeitangaben zu machen. Offiziellen Angaben zufolge kann es bis Weihnachten dauern, bis die Rettungsmannschaften einen 66 Zentimeter breiten Schacht gebohrt haben, durch den die Männer in einem Korb nach oben geholt werden sollen. „Grüße an meine Familie! Holt uns hier bitte bald heraus!,“ rief einer der Kumpel in der Videobotschaft.
Ein anderer zeigte, wo die Männer beten und täglich Versammlungen abhalten. Er deutete auf ein kleines Wasserglas, das zum Zähneputzen dient. Auf einer Einstellung war ein Thermometer zu sehen, das eine Temperatur von knapp 30 Grad anzeigte. Die meisten Männer trugen in dem Videoband ihre Schutzhelme. Am kommenden Dienstag werden die in der chilenischen Atacama-Wüste verschütteten Kumpel länger unter Tage gefangen sein als jemals Bergleute vor ihnen.
Betreiber des eingestürzten Bergwerks steht vor Insolvenz
Betreiber des eingestürzten Bergwerks ist das chilenische Unternehmen San Esteban, das vor der Insolvenz steht und nach eigenen Aussagen weder die Löhne der Männer zahlen noch für deren Rettung aufkommen kann. Ein staatlicher Bergwerksbetreiber bohrt den Rettungsschacht, der rund 1,7 Millionen Dollar (rund 1,3 Millionen Euro) kosten soll. San Esteban und der Regierung drohen Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe. Ein Richter verfügte am Donnerstag, dass Unternehmenseinnahmen in Höhe von umgerechnet rund 1,8 Millionen Dollar für künftige Entschädigungszahlungen eingefroren werden.
Präsident Sebastián Piñera hat Beamte der Minenaufsichtsbehörde entlassen und eine Untersuchungskommission ins Leben gerufen. Seit dem Grubenunglück wurden mindestens 18 kleine Stollen aus Sicherheitsgründen geschlossen. Ein Senator, der im Minenausschuss des Oberhauses sitzt, sagte der Nachrichtenagentur AP, dass die Regierung die Aufsichtsbehörde im Stich gelassen habe. „Es gibt nur 18 Inspekteure“, die für einige hundert Minen verantwortlich seien, sagte Baldo Prokurica. San Esteban sei bekannt für Sicherheitsmängel.
AP
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