Ein Großmaul will Präsident werden

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Immobilienmogul Donald Trump bringt sich als Nachfolger von Barack Obama ins Spiel. Seine ausgezeichneten Umfragewerte sagen viel aus über ihn und den Zustand der USA.

2012 stehen in den USA Präsidentschaftswahlen an. Amtsinhaber Barack Obama hat bereits bekannt gegeben, dass er erneut antritt. Das Feld möglicher Herausforderer ist derzeit noch überschaubar. Sarah Palin, Mitt Romney, Mike Huckabee und Rudy Giuliani sind noch aus dem Wahlkampf 2008 in Erinnerung geblieben. Daneben werden General David Petraeus, der aktuelle ISAF-Kommandant in Afghanistan, Newt Gingrich, der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, und einige andere gehandelt.

in Spitzenreiter hat sich noch nicht herauskristallisiert, was einige auf das generell uninspirierende Teilnehmerfeld zurückführen. In dieses Vakuum platzte Immobilien- und Medienmogul Donald Trump mit seiner Ankündigung, er überlege sich ernsthaft, 2012 für die Republikaner anzutreten. Wie ernst es ihm damit wirklich ist, darüber rätseln die US-Medien seit Wochen.

Eigenwillige politische Ansichten

Bei Licht betrachtet ist der umtriebige Milliardär nicht mehr als ein Schaumschläger, der für jedes erdenkliche Problem eine simple Lösung parat hält. Das astronomische Budgetdefizit will er mit Importzöllen auf chinesische Waren beseitigen – und damit gleichzeitig in den USA verloren gegangene Arbeitsplätze zurück ins Land holen. Hohe Erdölpreise – und nicht primär die Banken – hätten die weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst, an deren Folgen die USA immer noch leiden. Die Schuld trägt laut Trump die OPEC. Wäre er Präsident, würde er das Erdölkartell zwingen, den Preis auf 40 Dollar pro Barrel zu senken.

Das sind noch die substanzielleren seiner Positionen. Seinen Auftritt vor der „Conservative Political Action Conference“ (CPAC), einem wichtigen republikanischen Forum für potentielle Präsidentschaftsanwärter, bewertete das Online-Magazin Salon.com als eine Reihe von „Platitüden“ im Stil von: „Ich verstehe etwas davon, wie man gewinnt, und genau das braucht das Land jetzt.“

Dazu passt, dass er sich an die Spitze der verschwörerischen „Birther-Bewegung“ gesetzt hat, die Obamas amerikanische Staatsbürgerschaft in Zweifel zieht. Selbst Rechtsaussen-Figuren wie der Fox-Moderator Bill O’Reilly haben sich von diesem Unsinn inzwischen distanziert.

Werbung für „The Apprentice“?

Dass ihm viele Medienvertreter seinen politischen Dilettantismus nachsehen, liegt an seinem Celebrity-Status, vermutet die Huffington Post. Trump nutze jede Gelegenheit, seinen Bekanntheitsgrad weiter zu steigern. Schon in der Vergangenheit kokettierte er mehrmals mit einer Kandidatur, um sie bald darauf wieder zurückzuziehen. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass er letztlich auch 2012 nicht antreten wird.

Konkret wird ihm vorgeworfen, den Medienrummel um seine Person für seine Show „The Apprentice“ zu nutzen. Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht auch hierauf eine markige Antwort hätte: „Ich bewerbe nicht meine Show, das ist Unsinn. Die Sendung ist so erfolgreich, dass sie gar keine Werbung braucht.“ Auf die Frage, wann er seine definitive Entscheidung bekannt geben wird, antwortet er jeweils: „Irgendwann im Juni“. Zufällig endet dann auch die elfte Staffel von „The Apprentice“.

Medien freuen sich schon

Dass sein Konzept durchaus aufgehen könnte, beweisen aktuelle Meinungsumfragen, in denen er vor allen anderen möglichen republikanischen Kandidaten liegt. In einem zutiefst verunsicherten Land, das unter hoher Arbeitslosigkeit, einem Rekorddefizit und dem nimmer endenden Krieg in Afghanistan leidet, trifft er ganz offensichtlich einen Nerv mit seinen Sprüchen. „Es ist alles gar nicht so schwierig“, sagte er kürzlich in einem Interview. Ein erfolgreicher Unternehmer wie er könne auch das „beste Land der Welt“ führen.

Der Christian Science Monitor versucht dem Ganzen aus ureigenem Interesse eine positive Seite abzugewinnen: „Wir hoffen, er tritt an. Können Sie sich vorstellen, was für tolle Geschichten er generieren würde? Trump, Sarah Palin und vielleicht noch (die Tea-Party-Abgeordnete) Michelle Bachmann. Nirwana.“