Deutschland: Steueraffäre weitet sich offenbar aus

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In der Affäre um deutsche Steuersünder in der Schweiz geht es einem Zeitungsbericht zufolge offenbar um wesentlich mehr Geld als bekannt. Bislang werde angenommen, dass die von einem Informanten angebotene Datensammlung dem Fiskus 100 Millionen Euro einbringen könne, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Tatsächlich hätten die Anleger offenbar weit mehr Steuern hinterzogen als zunächst geschätzt. Die Datensammlung betreffe nach übereinstimmenden Angaben die Züricher Bank Credit Suisse, schreibt die Zeitung. Das Institut teilte dem Bericht zufolge aber mit, es habe keine Kenntnis von einem Datenklau. Die Zeitung schreibt unter Berufung auf gut informierte Behördenkreise, es handle sich um einen der größten Komplexe von Steuerhinterziehung durch Deutsche überhaupt. Es solle sich nicht nur um Fälle handeln, die schon mehrere Jahre zurückliegen. Ein Teil der dokumentierten Kontobewegungen solle aus dem Jahr 2008 stammen.

Interne Dokumente der Credit Suisse deuteten darauf hin, dass sich in der Vergangenheit der überwiegende Teil deutscher Kunden, die ihr Vermögen in der Schweiz anlegten, vor dem Fiskus versteckt haben könnten, schreibt die Zeitung. Aus den Unterlagen lasse sich folgern, dass die Bank „historisch bedingt“ überwiegend Kunden betreut habe, die ihr Vermögen ganz oder teilweise nicht versteuert hätten. Die Dokumente belegten, dass das Geldinstitut seine Geschäftsstrategie vor etwa sechs Jahren habe ändern wollen. Ziel sei es von diesem Zeitpunkt an gewesen, vermehrt steuerehrliche Kunden zu umwerben.

Die Zeitung zitiert einen Sprecher der Credit Suisse mit den Worten, die Bank könne zu den Dokumenten derzeit nichts sagen. Ihre Herkunft sei unklar.
Zwtl: Schäuble erwartet keine Eiszeit mit der Schweiz

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erwartet unterdessen keine Eiszeit zwischen Deutschland und der Schweiz, wie er laut „Bild“-Zeitung sagte. Er gehe davon aus, dass Deutschland die Daten in Kürze zur Verfügung habe, wird der CDU-Politiker zitiert. Die Schweiz gerät einem Zeitungsbericht zufolge aber unter massiven Druck der EU.

Im EU-Parlament gebe es Pläne, den Zugang der Schweiz zum gemeinsamen Binnenmarkt zu beschränken, falls Bern in Steuerfragen nicht besser kooperiere, schreibt die „Neue Osnabrücker Zeitung“ unter Berufung auf den Vorsitzenden des Rechtsausschusses, Klaus-Heiner Lehne (EVP).

„Wir werden die mehr als hundert Abkommen zwischen der EU und der Schweiz darauf abklopfen, welche wirtschaftlichen Daumenschrauben die EU gegenüber Bern hat“, wird Lehne zitiert. Die EU könne ohne eine enge Kooperation mit der Schweiz leben, umgekehrt sei das sicher nicht so, warnte der EVP-Politiker.
(APN)