Deutschland: BKA fahndet öffentlich nach Kinderschänder

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Nach der Veröffentlichung von Fotos und Videos eines brutalen Kinderschänders rechnet die Staatsanwaltschaft Gießen mit einem schnellen Fahndungserfolg.

Bis Donnerstag gingen rund 30 Hinweise bei den Ermittlern ein, wie Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner mitteilte, darunter „eine Menge brauchbare“. Näheres werde zunächst aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht. Mit einer Identifizierung des Verbrechers sei bald zu rechnen.
Der bislang unbekannte Täter missbrauchte nach Angaben des Bundeskriminalamtes kleine Jungen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren und wendete dabei teilweise grobe Gewalt an. Die Aufnahmen stellte er ins Internet. Dem BKA liegen 42 entsprechende Videos vor. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann mehrfachen schweren sexuellen Missbrauch von Kindern sowie die Herstellung und Verbreitung von kinderpornografischen Videos vor. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Videos vor allem im Jahr 2006 entstanden. Die Opfer sind heute vermutlich acht bis zehn Jahre alt. Das BKA schließt nicht aus, dass der Täter noch immer Kinder missbraucht. Möglicherweise ist der Mann mit den Opfern oder auch die Kinder untereinander verwandt. Wie Hübner erklärte, wurden 40 Videos den Ermittlern von einem Zeitungsjournalisten zugespielt, zwei Aufnahmen wurden auf einem Computer nach einer Durchsuchung gefunden. Die Filme wurden offensichtlich von Norwegen aus ins Netz gestellt und in geschlossenen Netzwerken verbreitet. „Das ist nichts Neues“, sagte er. Für die Annahme, dass der Täter Mitglied eines Kinderschänderrings sein könnte, gebe es keine Hinweise.

Hirschgeweihe an der Wand

Der Fahndungsaufruf wurde am Mittwochabend auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ veröffentlicht. Demnach steht an einem der Drehorte – vermutlich einem Wohnzimmer – eine lebensgroße Clownpuppe, an einem anderen Tatort befinden sich Hirschgeweihe an der Wand.
Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war der Mann 35 bis 45 Jahre alt und wurde in einem Video „Christoph“ genannt. Er ist Raucher, 1,75 bis 1,85 Meter groß, hat dunkelblonde Haare und einen Bauchansatz. Bilder, Videos und Stimmproben können auf der BKA-Website bka.de abgerufen werden. Hinweise sind unter der Telefonnummer 0611-5513104 oder jeder anderen Polizeidienststelle erbeten. Zur Ergreifung des Täters ist eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Zwtl: Hinweise zu Entführungsfällen erbeten
In der „XY“-Sendung bat die Polizei auch um Hinweise zum Entführungsfall in einer Jugendherberge in Rheine in Westfalen im Juni. Dabei entführte ein unbekannter Täter einen elfjährigen Jungen, der sich aber befreien konnte. Die Polizei vermutet, dass es sich um denselben Mann handelt, der seit Anfang der 90er Jahre Dutzende von Jungen missbrauchte und einige sogar ermordete. Nach der Ausstrahlung überprüfte die Steinfurter Kriminalpolizei 40 Hinweise. Dabei hätten sich neue Ermittlungsansätze ergeben. „Von einer heißen Spur zu sprechen, ist im Moment aber verfrüht“, erklärte die Ermittlerin Heike Piepel.