Der Papst und die Reform der Kurie

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Die Reform der Kurie gilt als wichtiges Vorhaben des Papstes. Nach fast zwei Jahren hat sich einiges getan - doch zufrieden ist Franziskus noch nicht, wie seine Brandrede zeigte. Nun sollen die Kardinäle über den Stand der Dinge diskutieren.

Es ist eines der heikelsten Themen für Papst Franziskus: Die Reform der römischen Kurie, der als verkrustet und kompliziert geltenden Verwaltung des Vatikans. Dass der Argentinier auch vor dieser Herkules-Aufgabe nicht zurückschreckt, hat er mehrmals klar gemacht. In einer Brandrede warf er der Kurie kurz vor Weihnachten vor, unter 15 Krankheiten zu leiden – darunter „spirituelle Alzheimer“ und „Terrorismus des Geschwätzes“. Wie es um die Reform des vatikanischen Verwaltungsapparates steht, das will der Papst am Donnerstag und Freitag mit den Kardinälen in Rom besprechen.

Dass der Argentinier seine Probleme mit der starren Struktur der Kurie hat und interne Konflikte schwelen, wurde in den vergangenen Monaten mehr als einmal deutlich. „Eine Kurie, die sich nicht selbst kritisiert, die sich nicht weiterentwickelt, die nicht versucht, sich zu verbessern, ist ein kranker Körper“, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche vor einigen Wochen in seiner Ansprache.

Die konservativen Kräfte haben Angst

Doch Franziskus‘ Drang zu Veränderungen gefällt vielen Mitgliedern der Kurie nicht. Mit versteinerten Mienen verfolgten sie die Generalabrechnung des Papstes. Denn Reformen und Einschnitte könnten auch für sie schmerzhaft werden. Vor allem konservative Kräfte in der Kurie haben Probleme mit der offenen Art des Pontifex und fürchten um ihre eigenen Positionen – was das Umsetzen neuer Pläne und Ideen für den Papst alles andere als einfach macht. Geschickt versucht er, auch vermeintliche Gegner einzubinden. Deshalb hat er bisher auch den ganz großen personellen Rundumschlag im Vatikan vermieden, vielmehr schrittweise teils strategisch wichtige Posten neu besetzt.

In den kommenden Tagen versammelt der Pontifex nun die Purpurträger aus aller Welt im Vatikan. Hinter verschlossenen Türen sollen die Kardinale über den Stand der Reformen informiert werden – und Papst Franziskus will auch ihre Meinung zu den Reformfortschritten hören. Doch dass offen Konflikte ausgefochten werden, erwarten Experten nicht. „Es wird eher um praktische Dinge gehen, nicht um die große Revolution“, sagte Bernd Hagenkord, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, der Deutschen Presse-Agentur.

Ein neuer Wirtschaftsrat

Dennoch wird mit Spannung erwartet, wie das kontroverse Thema im Kardinalskollegium gesehen wird – und was davon nach außen dringt. Beginnen soll das Treffen mit einem Bericht des Beratungsgremiums des Papstes, das den 78-Jährigen unter anderem bei der Reform der Kurie unterstützt. Die Grupp hatte erst in den vergangenen Tagen zum achten Mal getagt. Einiges hat der Rat bereits auf den Weg gebracht, etwa die Einrichtung eines neues Wirtschaftssekretariats im Vatikan.

Der Umbau der Vatikan-Verwaltung geht langsam aber stetig voran, doch aus Sicht des Pontifex reicht das noch lange nicht aus. Vor einigen Wochen erklärte der Argentinier in einem Interview, die Kurienreform werde sich noch über das Jahr 2015 hinaus hinziehen. „Es gibt noch viel zu tun“, erklärte er. Umso mehr setzt der Papst darauf, Probleme weiter offen anzusprechen und Lösungen einzufordern.

Seine Brandrede ordneten viele Experten als offene Kampfansage und letzte Warnung ein. Demnach wollte Franziskus damit auch konservative Kräfte in der Kurie aus der Reserve locken und deutlich machen, dass Reformen bei ausbleibenden Kompromissen in Zukunft rücksichtsloser durchgesetzt werden könnten. Auch deshalb werden die Schritte des Papstes bei dem schwierigen Thema besonders aufmerksam verfolgt.