Der Kommentar:Skandalös

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RALPH SCHULZE, MADRID ausland@tageblatt.lu

Dass auf der Erde rund eine Milliarde Menschen durch Hunger
bedroht sind, ist ein Armutszeugnis für die westliche Welt. Denn vor allem die Industriestaaten haben es in der Hand, den Reichtum
wenigstens so zu verteilen, dass niemand mehr an Nahrungsmangel sterben muss. Es ist schlicht skandalös, dass täglich 20.000 Menschen, die meisten davon Kinder, verhungern. Auch die globale
Krise, welche die Armen am allerschlimmsten trifft, darf da nicht als Ausrede missbraucht werden.
Die zunehmende Ernährungsnot auf der Welt ist in erster Linie eine Struktur- und Verteilungskrise. Denn auch für eine bis zum Jahr 2050 auf über neun Milliarden Menschen wachsende Erdbevölkerung kann problemlos genug Nahrung produziert werden. Nur muss sie auch dort ankommen, wo sie gebraucht wird.
Das erfordert vor allem politischen Willen bei einem vergleichsweise geringen finanziellen Einsatz: Schon mit einem Bruchteil der weltweiten Rüstungsausgaben (30 Milliarden Dollar von 1.200 Milliarden) ließe sich laut UN das tägliche Hungerdrama beenden.
Vom Ernährungsgipfel in Madrid muss deswegen mehr bleiben als bewegende Reden und schöne Versprechen. Konkrete Taten sind gefragt: die von den UN schon lange geforderte Erhöhung der Entwicklungshilfe und das sofortige Ende der EU-Agrarexporte in die
Dritte Welt, wo Europa die Märkte mit subventionierten Produkten kaputt macht. Stattdessen muss der hinterherhinkenden Landwirtschaft in den bedürftigen Staaten massiv auf die Beine geholfen
werden – damit sie irgendwann selbst in der Lage ist, die heimische Bevölkerung zu ernähren.