DDR verkaufte aus Geldnot Kunst

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Porzellan und Büsten gegen Westmark: In der DDR wurden über Jahrzehnte massenweise Kunst und Antiquitäten verkauft, um Devisen zu beschaffen.

In der Bundesrepublik und in Westeuropa bis hin nach Übersee fand die oft enteignete Ware dann reißenden Absatz. Mit diesem weitgehend unerforschten deutsch-deutschen Kunsttransfer beschäftigt sich ab diesem Sonntag eine Internationale Tagung des Moses Mendelssohn Zentrums (MMZ) in Potsdam.

„Wir wollen die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und versuchen, den staatlichen Ausverkauf von Hunderten Kunstgegenständen zu rekonstruieren“, sagte MMZ-Direktor und Tagungsleiter Julius H. Schoeps der Nachrichtenagentur dpa. Der Verkauf sei mit dem systematischen Entzug von Kulturgütern in der NS-Zeit durchaus vergleichbar. Während des Zweiten Weltkriegs wurden insbesondere jüdischen Eigentümern in großem Stil Kunst- und Wertgegenstände geraubt.

Museen und Privatleute

In der DDR waren es laut Schoeps sowohl Privatleute als auch Museen, deren Kunstgegenstände ins Visier der Devisenbeschaffer gerieten. „Teils wurde ihnen die Ware abgekauft, teils enteignet“, berichtet Schoeps. Die Gegenstände gingen in alle Welt, sogar zum ärgsten Klassenfeind. So ist auf der Potsdamer Tagung ein amerikanischer Kunsthistoriker zu Gast, der von einem ganz pikanten Handel berichten kann. „Er hat recherchiert, dass mitten im Kalten Krieg DDR-Kunst über Moskau in die USA ging“, berichtete Schoeps.

Mit dem Erlös wurden Devisen für den herabgewirtschafteten ostdeutschen Arbeiter- und Bauernstaat beschafft. Wo sich die verscherbelten Kunstgegenstände heute befinden, ist bislang wissenschaftlich kaum untersucht worden. Ziel der Potsdamer Tagung ist, diese sogenannte Provenienzrecherche anzustoßen. Außerdem sollen auf der Konferenz juristische Aspekte erörtert werden. „Die Rechtslage muss geklärt werden“, forderte Tagungsleiter Schoeps. Die Konferenz «Kunst gegen Valuta: Der staatliche Ausverkauf von Kunst und Antiquitäten zur Devisenbeschaffung in der DDR» dauert bis zum 17. Mai.