Cholera-Epidemie in Haiti breitet sich aus

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In Haiti sind mehr als 200 Menschen durch die Cholera ums Leben gekommen. Erste Fälle wurde auch aus Port-au-Prince gemeldet.

Das Gesundheitsministerium habe 208 Todesfälle und fast 2.400 Erkrankungen bestätigt, teilte eine Sprecherin des UN-Koordinationsbüros für humanitäre Hilfe mit. Hilfsorganisationen bemühen sich, Ärzte und Medikamente in die betroffenen Gebiete zu bringen. Die Epidemie breitet sich inzwischen über die ländlichen Provinz Artibonite hinaus aus. Erste Fälle wurden aus Port-au-Prince berichtet. In den  Flüchtlingslager in der Hauptstadt Port-au-Prince leben Hunderttausende Überlebende des schweren Erdbebens im Januar.

„Es wird sehr, sehr gefährlich werden“, sagte Claude Surena, Präsident der haitianischen Medizinischen Gesellschaft. „In Port-au-Prince leben bereits über 2,4 Millionen Menschen unter Umständen, die jetzt schon gefährlich genug sind.“

„Wir haben das seit dem Erdbeben befürchtet“

Die Infektionen traten bislang vor allem in der Provinz Artibonite auf. Nach dem schweren Erdbeben im Januar waren Tausende in die Region im Nordwesten der Insel geflohen. Experten hatten bereits in der Vergangenheit davor gewarnt, dass in den Flüchtlingslagern Krankheiten ausbrechen könnten. „Wir haben das seit dem Erdbeben befürchtet“, sagte der Präsident der Hilfsorganisation Food for the Poor, Robin Mahfood. Über eine Million Menschen sind bei der Naturkatastrophe obdachlos geworden, viele haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Cholera ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die meist durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird. Sie verursacht Durchfall und Erbrechen, was zu Dehydrierung und innerhalb von Stunden zum Tod führen kann.

Patienten liegen auf Decken vor überfüllter Klinik

In der Hafenstadt Saint-Marc wurden Hunderte wegen Durchfall und Erbrechen im Krankenhaus behandelt, viele von ihnen liegen auf Decken auf einem Parkplatz vor der überfüllten Klinik und erhalten Infusionen wegen Austrocknung. Hilfsorganisationen brachten am Freitag Medikamente und Infusionen in die Region. Ärzte in dem Krankenhaus sagten, sie benötigten mehr Personal, um alle Kranken behandeln zu können. Die Hilfsorganisation CARE Deutschland teilte mit, Mitarbeiter bereiteten eine Hygienekampagne für die Einwohner von Artibonite vor. Es seien zudem Wasserreinigungstabletten und Hygieneartikel bestellt worden.

Sollte die Seuche die Hauptstadt Port-au-Prince erreichen, „dann wird die Folge fürchterlich sein,“ sagte am Samstag Virginia Ubik von der CARE-Länderdirektion in Haiti laut Pressemitteilung der Organisation. „Die Menschen leben hier so nah beieinander, dass sich die Cholera sehr schnell ausbreiten kann.“ Dutzende Verwandte von Cholera-Patienten warteten vor dem Krankenhaus in Saint-Marc, darunter Elyneth Tranckil. „Polizisten haben den Eingang zum Krankenhaus blockiert, daher komme ich nicht herein, um meine Frau zu sehen“, sagte er.

UNICEF bringt Medikamente und Seife

Nach dem Ausbruch der Cholera in Haiti bringt das Kinderhilfswerk UNICEF Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete südlich der Stadt Gonaives. Unter anderem seien Durchfallmedikamente für 10.000 Patienten sowie Seife, Wasserreinigungstabletten und fünf große Zelte unterwegs, in denen provisorische Gesundheitszentren errichtet werden sollen, teilte die Hilfsorganisation am Samstag mit. Weitere Maßnahmen würden in Abstimmung mit dem haitianischen Gesundheitsministerium, der Weltgesundheitsorganisation und anderen Hilfsorganisationen vorbereitet.

In der Region um Gonaives leben den Angaben zufolge rund 150.000 Menschen. Für Kinder ist die Cholera laut UNICEF besonders gefährlich. Sie könnten sehr schnell durch die innere Austrocknung des Körpers bei schwerem Durchfall sterben, sagte der Leiter der UNICEF-Gesundheitsprogramme in Haiti, Jean-Claude Mubalama.

dapd