Chile: Aktion beginnt möglicherweise noch am Dienstag

Chile:  Aktion beginnt möglicherweise noch am Dienstag

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach mehr als zwei Monaten Gefangenschaft rund 620 Meter unter Tage hat für die 33 chilenischen Bergleute am Montag die Endphase ihrer dramatischen Bergung begonnen. Nachdem der obere Teil des am Wochenende fertig gebohrten Rettungsschachts mit Metallrohren verstärkt wurde, absolvierte die Rettungskapsel "Phoenix 1" vier fehlerfreie Testläufe.

Der Koordinator des Rettungsteams, Andre Sougarret, twitterte daraufhin: „Heute schlafen die Bergleute die letzte Nacht zusammen“. Das würde einen Bergungsbeginn noch am Dienstag nahe legen. Eine offizielle Entscheidung über den Beginn der Rettungsaktion wurde aber nicht bekannt gegeben.
Der leitende Psychologe, Alberto Iturra, hatte empfohlen, am Mittwochmorgen mit der Bergung zu beginnen. Ittura begründete dies damit, dass die Kumpel per Hubschrauber in die nahe gelegene Stadt Copiapo geflogen werden sollen.

In der Nacht könne allerdings Nebel zu schlechten Sichtverhältnissen rund um die Mine führen, sagte der Psychologe. Oberstleutnant Aldo Carbone darauf hin, dass die Piloten trotz Nachtsichtgeräten nur bei klarer Sicht fliegen würden. Der Flug dauert etwa zehn Minuten. Eine Fahrt mit den ebenfalls bereitstehenden Rettungsfahrzeugen würde rund eine Stunde dauern.

Die Testläufe der Rettungskapsel verliefen nach Angaben von Bergbauminister Laurence Golborne fehlerfrei. Die nach dem sich aus der Asche erhebenden mythischen Vogel benannte vier Meter lange „Phoenix 1“ ist die größte von drei Kapseln, die von Ingenieuren der chilenischen Marine gebaut wurde. „Sie hat noch nicht einmal Staub aufgewirbelt“, berichtete Golborne. Der stellvertretende Leiter des Rettungsteams, Rene Aguilar, sagte der Nachrichtenagentur AP, Hin- und Rückfahrt der Kapsel werde vermutlich rund eine Stunde dauern.

Für die Kumpel und ihre Familien beginnt nach der Bergung ein neues Leben

Seit dem 5. August sitzen die 33 Kumpel nach einem Einsturz in 620 Meter Tiefe fest. Gesundheitsminister Jaime Manalich sagte, als erste würden vier der physisch und psychisch fittesten Bergleute nach oben geholt. Sollte es Probleme geben, könnten sie am besten damit umgehen und später den Schwächeren sagen, wie sie diese meistern können. Danach werden die zehn schwächsten heraufgeholt: Ein Mann leidet unter Bluthochdruck, eine anderer an Diabetes, andere haben Zahn- und Atemwegsinfektionen oder Hautverletzungen.

Medienvertreter sollen mit einer Abschirmung davon abgehalten werden, die ersten Minuten der Bergleute nach der Bergung zu beobachten. Für Journalisten wurde rund 100 Meter von dem Rettungsschacht entfernt eine Plattform errichtet.
Über die Kumpel wird nach der Bergung alles auf einmal hereinbrechen: Die Wiedersehensfreude mit ihren Angehörigen, der Jubel über die Rettung, die Anteilnahme der gesamten Nation und internationalen Öffentlichkeit. Sie sind in den Präsidentenpalast eingeladen, bekommen Angebote, für viel Geld ihre Geschichte exklusiv für Medien, Bücher und Filme zu erzählen.
Ihr Leben wird sich völlig ändern, sagt der Psychologe Sergio Gonzalez von der Universität in Santiago. „Bevor sie Helden sind, sind sie erst einmal Opfer. Diese Leute, die vom Grund der Mine heraufkommen, sind andere Menschen geworden – und ihre Familien auch.“

dapd