Bush is back

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Zwei Jahre lang hat man fast nichts von ihm gehört, nun meldet sich der ehemalige US-Präsident George W. Bush wieder zurück - mit seinen Memoiren "Decision Points" (Entscheidungspunkte) und einer groß angelegten Werbetour.

In den nächsten Wochen wird er überall im amerikanischen Fernsehen zu sehen sein, nachmittags bei Oprah Winfrey ebenso wie bei der „Tonight Show“ von Jay Leno. Ob die Geschichte ihn daraufhin milder beurteilen wird?

Zu seinen Errungenschaften zählt Bush die Jahre ohne einen Terroranschlag wie den am 11. September vor zehn Jahren. Verhörmethoden wie das berüchtigte Waterboarding verteidigt er. Auf die Frage, ob er das simulierte Ertränken des selbst erklärten Drahtziehers von 9/11, Khalid Sheikh Mohammed, genehmigt habe, erklärte er, und ob. Drei Menschen seien dieser Verhörmethode unterzogen worden, und seine Entscheidung habe Leben gerettet, sagte Bush der britischen „Times“ in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.

Doch während dem ehemaligen US-Präsidenten früher nicht einmal ein Fehler einfiel, den er gemacht haben könnte, gibt es nun eine lange Liste. Die katastrophale Lage, in der er seinem Nachfolger Barack Obama die Wirtschaft hinterlassen habe, sei eine hässliche Art und Weise gewesen, aus dem Amt zu scheiden. Überhaupt ist er in seinem Buch nicht darauf aus, Obama fertig zu machen – obwohl der Demokrat während des Präsidentschaftswahlkampfs vor zwei Jahren keine Gelegenheit ausließ, Bush für den Irakkrieg, die nachlassenden Bemühungen in Afghanistan und die Wirtschaftskrise zu kritisieren.

Bush hält die andere Wange hin

Doch Bush hält friedlich die andere Wange hin und lobt sogar Obamas Entscheidung, die Truppen in Afghanistan aufzustocken. Stattdessen erinnert er sich an die schwierigen Zeiten mit Dick Cheney, seinem Vize und immer noch guten Freund, und gibt eine Anekdote über eine Palastintrige zum Besten, die zu jeden Memoiren eines Politikers gehören. Mehr Enthüllungen dieser Art dürften im Januar folgen, wenn Bushs erster Verteidigungsminister Donald Rumsfeld seine Memoiren veröffentlicht und dann noch einmal im Frühjahr, wenn Cheney seine Erinnerungen mit der Öffentlichkeit teilt.

Er werde nicht mehr lange genug leben, um das endgültige Urteil der Geschichte über ihn zu hören, sagt Bush gelassen, gibt aber zu bedenken, dass auch Ronald Reagan einst als Dummkopf und Kriegstreiber verunglimpft worden sei, dann aber als großer Rhetoriker, der den Kalten Krieg gewann, in die Annalen einging. Er habe zu früh Truppen aus dem Irak abgezogen und die Schwere des wirtschaftlichen Abschwungs nicht erkannt. Er habe immer noch daran geglaubt, dass die Vereinigten Staaten um eine Rezession herumkommen, als das Kartenhaus bereits zusammengefallen sei.

Der Streit um die Reaktion der Regierung auf den Hurrikan „Katrina“ habe einen Schatten auf seine zweite Amtszeit geworfen. Das Problem sei nicht gewesen, dass er falsche Entscheidungen getroffen habe, sagt der „Entscheider“, wie Bush sich selbst gern nannte. Er habe sie nur zu zögerlich getroffen und zu wenig Mitgefühl mit den Opfern gezeigt. Selbst für den irakischen Journalisten, der den US-Präsidenten mit Schuhen bewarf und ihn einen Hund schimpfte, findet er versöhnliche Worte. Der Typ habe einen ziemlich guten Wurf gehabt. Und er selbst bedauere, den Schuh nicht gefangen zu haben. Ob Bushs Einsichten dazu angetan sind, die Gunst der Bevölkerung zurückzuerlangen, bleibt abzuwarten. Bush war unbeliebt, als er aus dem Amt schied, und er ist es noch. In einer gemeinsamen Umfrage der Nachrichtenagentur AP und des Meinungsforschungsinstituts GfK im September sahen ihn 55 Prozent in keinem guten Licht, 51 Prozent machten ihn für die Wirtschaftskrise verantwortlich, die während seiner Amtszeit begann.

dapd