Brüssel prüft mögliche Preisabsprachen

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Haben die Reeder von Containerriesen in Europa verbotenerweise Preise abgesprochen? Die EU-Kommission hat Verdacht geschöpft. Schwergewichte wie Maersk oder Hapag-Lloyd halten sich noch bedeckt.

Die EU-Kommission nimmt Container-Reedereien in ganz Europa wegen möglicher illegaler Preisabsprachen ins Visier. Die Brüsseler Wettbewerbshüter durchleuchten die Geschäftspraktiken der Unternehmen in einem Kartellverfahren. Es bestehe der Verdacht, dass sich die Reedereien untereinander über geplante Preiserhöhungen verständigt haben, teilte die EU-Behörde am Freitag in Brüssel mit. Dadurch hätten sie die Preise für die Container-Beförderung auf Strecken von und nach Europa wohl nach oben getrieben.

Namen der betroffenen Unternehmen nannte die Kommission wie üblich nicht. „Es handelt sich aber nicht um eine kleine Zahl“, sagte ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia.

Die auf Linienfahrten spezialisierten Reedereien befördern Container nach einem festen Fahrplan. Typische Routen sind nach EU-Angaben Verbindungen zwischen asiatischen Metropolen wie Shanghai, Hongkong oder Singapur und europäischen Häfen wie Rotterdam, Hamburg oder Southampton.

Wirtschaftlich wichtig

„Der Containertransport hat enorme wirtschaftliche Bedeutung, vor allem für den Handel zwischen Europa und dem Rest der Welt“, erklärte Almunias Sprecher. Erstmals werde nun ein Kartellverfahren wegen der Ankündigung von Preisen eröffnet. Bereits 2011 habe die EU-Kommission wegen dieses Verdachts Büroräume der Reedereien durchsuchen lassen.

Beim dänischen Weltmarktführer Maersk ging nach eigenen Angaben noch kein offizielles Schreiben aus Brüssel ein. Man sei aber informiert worden, dass das Unternehmen Teil der Prüfungen sein wird, hieß es in Kopenhagen. Es gebe indes „keinen Grund zu glauben, dass Maersk Line sich entgegen der Wettbewerbsgesetze“ verhalten habe, teilten die Dänen mit: „Das Unternehmen hat mit der Europäischen Kommission zusammengearbeitet und wird das auch weiter in dem Maße tun, in dem es während der Untersuchungen erforderlich ist.“

„Kein Kommentar“

Der Hamburger Konkurrent Hapag-Lloyd wollte sich nicht zu dem angekündigten Verfahren äußern. „Wir haben noch kein offizielles Schreiben von der EU erhalten“, hieß es auch hier. „Darum können wir noch nichts dazu sagen“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Von der Reederei Hamburg Süd war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Aufmerksam war die EU-Kommission geworden, weil die Reedereien seit 2009 regelmäßig geplante Preiserhöhungen per Pressemitteilung auf ihren Internet-Seiten und in der Fachpresse bekanntgegeben hatten. Mehrmals pro Jahr würden sie den Betrag und den Termin nennen – und zwar ein Unternehmen nach dem anderen zu ähnlichen Terminen.

Die Einleitung eines Kartellverfahrens sagt noch nichts über das Ergebnis aus. Beweise lägen bislang noch nicht vor, betonte die Kommission. Falls sich der Verdacht der Wettbewerbshüter bestätigen sollte, drohen den Firmen aber hohe Geldstrafen. In der EU sind Absprachen über Preise oder die Aufteilung des Marktes verboten.