/ Brasilien bekommt erstmals eine Präsidentin

Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen lag die 62-jährige Kandidatin der regierenden Arbeiterpartei (PT) bei 55,6 Prozent. Ihr Rivale José Serra von den Sozialdemokraten (PSDB) erhielt 44,4 Prozent. Rousseff ist die Wunschnachfolgerin von Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva, der nach zwei vierjährigen Amtszeiten als Präsident nicht mehr kandidieren durfte.
Rousseffs Anhänger feierten nach Bekanntgabe des Ergebnisses in den Straßen von Sao Paulo. Die Wahlsiegerin bedankte sich bei allen Brasilianern und versprach, deren Vertrauen nicht zu enttäuschen. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Rousseff. Die 62-Jährige hatte sich bereits bei ihrer Stimmabgabe siegessicher gezeigt und erklärt: „Morgen werden wir eine neue Phase der Demokratie beginnen. Ich werde für jeden regieren, mir allen Brasilianern sprechen, ohne Ausnahme.“ Siehe auch:
Wahlgewinnerin Rousseff muss in Stichwahl
Rousseff war als klare Favoritin für Lula da Silvas Nachfolge ins Rennen gegangen, nachdem sie im ersten Wahlgang am 3. Oktober auf 46,9 Prozent der Stimmen gekommen war. Serra hatte damals 32,6 Prozent erhalten. 2002 hatte der frühere Bürgermeister und Gouverneur von Sao Paulo die Wahl klar gegen Lula da Silva verloren.
Zustimmungsquoten von 80 Prozent
Lula da Silva scheidet mit Zustimmungsquoten von 80 Prozent aus dem Amt. Seit seinem Amtsantritt 2003 bis Ende vorigen Jahres haben sich einer Studie zufolge 20,5 Millionen Brasilianer aus der Armut befreit, und 29 Millionen schafften es in den Mittelstand. Dazu kommt, dass das südamerikanische Land die globale Krise besser überstanden hat als andere Staaten, der Arbeitsmarkt dieses Jahr ein Rekordplus verzeichnete und ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent erwartet wird.
Der Wirtschaftswissenschaftlerin Rousseff fehlen zwar der Charme und die Volkstümlichkeit Lula da Silvas, doch ihr Lebensweg ist mindestens so dramatisch wie der des früheren Gewerkschaftsführers. Sie gehörte zum bewaffneten Widerstand gegen die Militärdiktatur 1964-1985 und wurde dafür inhaftiert und gefoltert. Sie überstand eine Krebserkrankung. Sie gehörte Lula da Silvas Regierung als Energieministerin und Stabschefin an und pflegt einen Führungsstil, der ihr den Spitznamen „Eiserne Lady“ eingetragen hat.
Am Sonntag waren rund 135 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. In Brasilien herrscht Wahlpflicht für alle Bürger zwischen 18 und 70 Jahren.
dapd
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