Birma: Oppositions-Führerin kurz vor Entlassung

Birma: Oppositions-Führerin kurz vor Entlassung

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Die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi steht offenbar kurz vor der Entlassung aus ihrem langjährigen Hausarrest.

Seit Jahren steht  Suu Kyi unter  Hausarrest. Nun soll sie freikommen. Gewährsleute hätten ihm berichtet, die Militärregierung habe das nötige Dokument für die Freilassung bereits unterzeichnet, sagte der Vize-Parteichef der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), Tin Oo, am Freitag.

Suu Kyis Hausarrest läuft am (morgigen) Samstag offiziell aus, in der Nähe von ihrem Haus wurden aber bereits am Freitag Bereitschaftspolizisten gesichtet. In der Hauptstadt Rangun waren zuvor Gerüchte aufgekommen, dass Suu Kyi möglicherweise bereits am (heutigen) Freitag entlassen werden könnte. „Es gibt kein Recht, Suu Kyi auch nur für einen weiteren Tag festzuhalten“, sagte der Anwalt der Friedensnobelpreisträgerin, Nyan Win. „Ihr Hausarrest endet am Samstag, und sie wird freigelassen werden.“

Vor einer mit Stacheldraht gesicherten Absperrung nahe des Hauses der 65-Jährigen Suu Kyi versammelten sich etwa 200 ihrer Anhänger. Rund 300 weitere Unterstützer fanden sich vor der Parteizentrale von Suu Kyis Partei, der NLD, ein. Einige von ihnen trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Wir stehen hinter dir“. Parteimitglieder waren damit beschäftigt, das ehemalige Büro Suu Kyis aufzuräumen und die Vorhänge im Raum auszutauschen – in freudiger Erwartung auf die Rückkehr der oppositionellen Politikerin.

Symbolfigur für den Kampf gegen die Militärregierung

Suu Kyi verbrachte mehr als 15 der vergangenen 21 Jahre entweder im Gefängnis oder unter Hausarrest. Für viele ist die 65-Jährige ein Symbol der Bemühung, das südostasiatische Birma aus der Kontrolle der Junta, die das Land seit Jahrzehnten regiert, zu befreien. Suu Kyi wolle im Falle ihrer Freilassung der NLD dabei helfen, Wahlbetrugsvorwürfen nachzugehen, sagte ihr Anwalt.

Am vergangenen Sonntag hatte die erste Parlamentswahl seit zwei Jahrzehnten in Birma stattgefunden. Die von der Junta unterstützte Partei Union Solidarität und Entwicklung (USDP) wurde zum Wahlsieger erklärt. Die USDP habe in beiden Parlamentskammern die Mehrheit erreicht, berichteten staatliche Medien am Donnerstag. Suu Kyi steht seit Mai 2003 unter Hausarrest, als ihre Wagenkolonne im Norden Birmas von Anhängern der Junta angegriffen worden war. Der Arrest war im August vergangenen Jahres verlängert worden, nachdem sie kurzzeitig einen Amerikaner in ihrem Haus aufgenommen hatte.

Aung San Suu Kyi: Ein Porträt

Sie ist das Symbol des Widerstands gegen Birmas Militärjunta, die das bettelarme asiatische Land seit 48 Jahren mit Gewalt regiert. Aber außer Militärmachthaber Than Shwe weiß wohl niemand ganz sicher, ob sie ihr schwer bewachtes Anwesen als freier Mensch verlassen darf.

Eigentlich sollte Suu Kyis Gefangenschaft schon Ende Mai 2009 enden. Doch weil sie einen amerikanischen Eindringling, der sich von Gott gesandt wähnte, zwei Tage auf ihrem Grundstück duldete, bekam sie 18 Monate zusätzlichen Hausarrest. Das hat den Willen der Friedensnobelpreisträgerin von 1991 jedoch ebenso wenig brechen können wie Überfälle von Anhängern der herrschenden Junta. Die bei Millionen ihrer Landsleute als „Die Dame“ bekannte Freiheitsheldin bietet den Militärs weiterhin die Stirn. „Wirkliche Freiheit ist für mich die Freiheit von Angst. Solange Sie in Angst leben, können Sie kein menschenwürdiges Leben führen“, hat sie einmal ihr Credo formuliert. Mittlerweile wird Suu Kyi im selben Atemzug wie Nelson Mandela aus Südafrika oder Mahatma Gandhi aus Indien genannt.

Die Parlamentswahl von 1990 hat Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie haushoch gewonnen. Regieren durfte die Partei aber nicht – das verhinderten die Militärs. Weil die NLD zur Wahl am vorigen Sonntag nicht antrat, wurde sie von der Junta aufgelöst. Dem Kampf für Freiheit und Demokratie opferte Suu Kyi in den 80er Jahren nicht nur ihr beschauliches Hausfrauendasein in England. Auch persönliche Schicksalsschläge ordnete sie ihrem Streben unter. Aus Sorge, ausgebürgert zu werden, weigerte sie sich Birma zu verlassen und reiste nicht zur Beerdigung ihres 1999 gestorbenen Mannes Michael Aris nach Großbritannien. Die birmanischen Militärs hatten dem tödlich an Prostatakrebs Erkrankten die Einreise verweigert.

dapd/reuters