Beschäftigte in Bochum fordern Lösungen von GM

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Die Bochumer Opelaner lehnen einen Schrumpfungskurs ab. Dafür wollen sie keine weiteren Zugeständnisse machen. Sie fordern eine Öffnung des Weltmarktes für Opel. Das sei die einzige Möglichkeit für die Marke zu überleben.

Die Opel-Belegschaft in Bochum dringt auf eine Lösung für die Krise. Betriebsrat und Beschäftigte warfen am Samstag dem Management von Opel und der Konzernmutter General Motors (GM) Versagen vor. Auch auf der Belegschaftsversammlung in Bochum seien keine Lösungsmöglichkeiten vorgestellt worden, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werkes, Rainer Einenkel. Er erwartet erste Gespräche in den nächsten Tagen.

Werksschließungen wie von GM in Erwägung gezogen seien keine Lösung, sagte Einenkel. Durch Schließungen würde das ganze europäische Unternehmen bedroht. „Wenn hier geschlossen wird, würde das die Marke Opel nicht überleben.“ Der Betriebsrat fordert, dass GM Geld bereitstellt, um der Tochter neue Märkte zu erschließen, die die Konzernmutter bisher verweigert habe. „Opel muss aus der Käseglocke heraus.“ Durch Exporte über Europa hinaus könne Opel jährlich 150 000 Fahrzeuge mehr bauen. Außerdem sollte GM Chevrolet-Fahrzeuge für den europäischen Markt auch in Europa produzieren lassen. In Bochum könnten unter anderem 40 000 Chevrolet Orlando gebaut werden.

Marktöffnung gefordert

Für den schwächelnden europäischen Markt allein zu produzieren sei zu wenig, sagte Einenkel. Nur mit einer Öffnung der Märkte sei es möglich, die Überkapazitäten abzubauen, die GM mit 30 Prozent beziffere. Opel sei aber nicht die einzige Marke, die in Europa schwächele. Im laufenden Jahr könnten auch Autobauer wie Ford mit negativen Zahlen in Europa konfrontiert werden, betonte Einenkel.

Ein Konzept zum Gesundschrumpfen lehnen Betriebsrat, IG Metall und Beschäftigte ab. „Wir lehnen auch weitere Zugeständnisse ab“, sagte Einenkel, der auch dem Opel-Aufsichtsrat angehört. Bis 2014 würden die Beschäftigten der europäischen Werke schon jährlich rund 250 Millionen Euro an Sanierungskosten beisteuern. Mehr gebe es nicht. Die Einkommen lägen bereits unter Tarif. GM solle schauen, wie mit dem Geld die Sanierung geschafft werde.

Investitionen notwendig

Einenkel und auch Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD), der auf der Belegschaftsversammlung in Bochum zu 2500 Beschäftigten sprach, verlangen Investitionen von GM in die Marktöffnung für Opel. Vom Land und vom Staat erwartet Einenkel kein Geld. „GM hat genug“, sagte er. „GM und Opel müssen Geld in die Hand nehmen“, sagte Schneider. Werkschließungen müssten gleichzeitig vom Tisch.

Nach Expertenansicht wird die Lage von Opel durch möglicherweise weiter rückläufige Verkaufszahlen der Autobranche in Europa erschwert. «Nach unseren Berechnungen müssten in Europa Kapazitäten für die Produktion von rund zwei Millionen Fahrzeugen abgebaut werden. Das entspricht etwa sieben Fabriken», sagte Klaus Stricker, Partner der Unternehmensberatung Bain & Company, der «Wirtschaftswoche». 2011 wurden in Westeuropa 12,8 Millionen Fahrzeuge abgesetzt, 2012 rechnet Bain nur mit 12 Millionen.

Probleme wegen seiner starken Fokussierung auf Europa hat auch der französische Konzern Peugeot-Citroën (PSA), der deswegen ausgerechnet mit der Opel-Mutter GM eine Kooperation vereinbart hat.