Ausschreitungen bei Protesten vor russischer Botschaft in Kiew

Ausschreitungen bei Protesten vor russischer Botschaft in Kiew
(Reuters/Gleb Garanich)

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Mehr als tausend Ukrainer haben am Sonntag in Kiew für die Freilassung der in Russland inhaftierten ukrainischen Kampfpilotin Nadja Sawtschenko demonstriert.

Neben Spruchbändern zur Unterstützung der hungerstreikenden Pilotin trugen Demonstranten einen Galgen mit einer Puppe des russischen Staatschefs Wladimir Putin und der Aufschrift „Mörder“. Bei einer anschließenden Kundgebung vor der russischen Botschaft kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Demonstranten schleuderten Eier auf die Botschaft, warfen Fenster ein und verbrannten eine russische Fahne. Eine weitere Protestkundgebung von hunderten Menschen in Charkiw nahe der ostukrainischen Separatistengebiete verlief dagegen friedlich.

Sawtschenko muss sich derzeit vor einem russischen Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, im Juni 2014 den Aufenthaltsort von zwei russischen Journalisten in der Ostukraine an das ukrainische Militär durchgegeben zu haben. Die Journalisten wurden durch Granatbeschuss getötet. Die 34-Jährige weist jede Verantwortung für den Tod der beiden Journalisten zurück. Sie wirft im Gegenzug pro-russischen Rebellen vor, sie in der Ukraine gefangengenommen und an Russland ausgeliefert zu haben.

Hungerstreik

Seit Donnerstag verweigert Sawtschenko jede Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, nachdem ein Richter die Urteilsverkündung überraschend auf kommenden Mittwoch vertagt hatte, bevor sie ihr Schlussplädoyer halten konnte. Der Anwalt der 34-Jährigen beschrieb ihren Zustand am Sonntag als zufriedenstellend. Sie werde ständig überwacht, eine Zwangsernährung sei nicht nötig, teilte Nikolai Polosow über Facebook mit. Derzeit warte eine Gruppe ukrainischer Ärzte auf die Erlaubnis, Sawtschenko besuchen zu dürfen.

Die Gründerin des russischen Fernsehsenders REN TV, Irena Lesnewskaja, appellierte unterdessen an Putin, Sawtschenko zum internationalen Frauentag am 8. März freizulassen. Er solle Russland und seine Offiziere „nicht beschämen“, die noch wüssten, was Ehre sei, schrieb sie auf Facebook. Aus Protest gegen ihre Inhaftierung hatte die ukrainische Kampfpilotin schon im vergangenen Jahr 80 Tage lang Hungerstreik gehalten, musste diesen aber wegen schwerer Gesundheitsprobleme im März abbrechen. Ihre Anhänger fürchten, dass sie den neuerlichen Hungerstreik nicht überstehen wird.