/ Abschiebung nach einem ganzen Leben in den USA

(Reuters/Darren Ornitz)
Juana und Inès Alejandro waren zwei und drei Jahre alt, als ihr Leben eine drastische Wendung nahm. Ihre mexikanische Mutter fasste sich damals – vor 17 Jahren – ein Herz und vertraute ihre Töchter Schleusern an, die die Mädchen in die USA brachten. Der Plan ging auf: Die Mutter fand ihrerseits einen Weg in den US-Bundesstaat Arizona, wo sie die Töchter wieder in die Arme schloss. Nichts ahnend, warum die USA das gelobte Land seien, waren die Mädchen dort angelangt. Seither sind Juana und Inès nie wieder in ihr Geburtsland zurückgekehrt. In den USA zählen sie zur Gruppe der sogenannten „Träumer“.
Der Name geht zurück auf den „Dream Act“, den Plan für eine gesetzliche Neuregelung, mit den Kinder illegaler Einwanderer den Anspruch auf eine „Green Card“ und damit ein unbegrenztes Bleiberecht erhalten würden. Hunderttausende „Träumer“ könnten mit dieser Regelung zu realen US-Bürgern werden. Aber der „Dream Act“ ist seit 15 Jahren nicht beschlossen worden. Für die „Träumer“ war das Poltern des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump im Wahlkampf wie ein Donnergrollen, das sich über ihnen entladen könnte.
Er wolle unmittelbar nach dem Amtsantritt bis zu drei Millionen Einwanderer ohne gültige Papier abschieben, verkündete Trump. In einem Atemzug nannte er die Illegalen mit straffällig gewordenen, „Bandenmitgliedern“ und „Drogendealern“. Trump wurde gewählt, sein Amtsantritt am 20. Januar rückt näher. „Ich kann nicht schlafen, wenn ich daran denke, dass ich abgeschoben werde“, sagt Inès. „Das würde bedeuten, ganz von vorne anzufangen.“ Einen wirklich gesicherten Rechtsstatus haben Juana und Inès in den USA nie genossen. Da sie keine dafür notwendigen Papiere besitzen, sind sie nie in ihr Geburtsland zurückgekehrt.
„Dream Act“
Ärzte haben sie nur in Notfällen aufgesucht. Die Eltern leben in noch größerer Furcht. Sie wollen hier nicht namentlich genannt werden. Juana und Inès haben aber noch drei Geschwister, die in den USA geboren wurden. Sie haben rechtlich keine Probleme, sie sind US-Bürger. Der scheidende US-Präsident Barack Obama bot vielen illegalen Einwanderern eine Lösung an. Unter Umgehung des Kongresses setzte er eine Regelung für Illegale in Kraft, die als Kinder ins Land kamen. Die Deferred Action for Childhood Arrivals (DACA) eröffnete Jugendlichen wie Juana und Inès die Chance, für jeweils zwei Jahre eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu bekommen. „Nach so vielen Jahren öffnete Daca mir viele Türen“, sagt Juana. „Ich konnte arbeiten gehen, ich verlor die Angst.“ 741.000 DACA-Fälle sind inzwischen registriert.
Im Wahlkampf kündigte Trump an, er werde das Programm DACA „sofort“ einstellen. Nach der Wahl jedoch äußerte er sich im Magazin „Time“ differenzierter. „Sie wurden in sehr jungen Jahren hierher gebracht“, sagte der künftige Präsident. „Sie sind hier zur Schule gegangen, einige wurden gute Studenten, einige haben herrliche Jobs.“ Juana und Inès, die mit 19 und 20 Jahren am Hostos Community College, einer Hochschule in der New Yorker Bronx, studieren, sind in die Offensive gegangen. Sie haben die Initiative „Dream Team“ gestartet. Damit wollen sie anderen jungen Leuten helfen, deren Aufenthaltsstatus ungeklärt ist. „Wenn der neue Präsident hier wäre, würde ich ihm sagen, dass die illegalen Einwanderer nicht alles schreckliche Leute sind“, sagt Inès. „Wir sind keine Kriminellen, meine Eltern zahlen hier Steuern.“ Die USA sind in Inès‘ Augen „voller Möglichkeiten, die ich in Mexiko nicht hätte“.
- NATO-Kampfjet zu nah an Ministermaschine - 22. Juni 2017.
- Schüler bekommen Hitzefrei - 22. Juni 2017.
- Tickets gewinnen für das „Siren’s Call“-Festival - 20. Juni 2017.