Dem kremlkritischen Internetsender Doschd („Regen“) droht nach eigenen Angaben das Aus. Ein wichtiger Kabelnetzbetreiber nimmt den Kanal am 10. Februar aus dem Angebot. „Das wäre der Tod des Senders“, sagte Doschd-Chefin Natalia Sindejewa am Dienstag. Der Internetkanal hatte – im Gegensatz zum Staatsfernsehen – seit seiner Gründung im April 2010 immer wieder über Wahlfälschungen berichtet und Kremlkritiker zu Wort kommen lassen. Sindejewa sagte, sie werde Doschd nicht schließen und vorerst auch keine Mitarbeiter entlassen.
Nach einer „empörenden“ Umfrage zum Zweiten Weltkrieg hatte kürzlich der Kreml den Kanal kritisiert. Internetanbieter stellten die Zusammenarbeit ein, und die Justiz nahm Ermittlungen auf.
Ministerium soll Kündigung prüfen
Der Menschenrechtsrat des Kreml appellierte ans Innenministerium, die Kündigungen der Netzbetreiber zu prüfen. Der staatliche Telekommunikationsanbieter Rostelekom stellte in Aussicht, Doschd wieder aufzunehmen, sobald der Kanal „rehabilitiert“ sei.
In der Umfrage hatte Doschd gefragt, ob die Sowjetführung mit einer kampflosen Übergabe von Leningrad an deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg nicht Hunderttausende Leben hätte retten können. Bei der rund 900 Tage langen Blockade des heutigen St. Petersburg waren mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen.
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