„Auf der Bühne ist der Schmerz weg“

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(dpa)

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Der Mann mit dem Gummi-Gesicht: Jerry Lewis wird 90.

Mit den Jahren steigt auch die Zahl der Ehrungen für Jerry Lewis immer weiter an. Jüngst bekam der US-Komiker einen zweiten Stern auf dem berühmten Walk of Fame in Hollywood – und biss dabei Regisseur Quentin Tarantino in die Hand, der ihn danach trotzdem als „Schatz“ und „einen der größten Schauspieler und Regisseure in der Geschichte des Kinos“ feierte.

Zu seinem 90. Geburtstag am Mittwoch (16. März) würdigt nun sogar das renommierte Museum of Modern Art (MoMA) in New York den Grimassen-König mit einer Film-Retrospektive. Lewis, der seit Jahrzehnten Menschen auf der ganzen Welt zum Lachen bringt, zeigt sich gerührt – und arbeitet weiter. „Ich frage mich auch manchmal, wo ich die ganze verdammte Energie hernehme.“

Tablettensüchtig

Dass Lewis überhaupt so alt werden konnte, grenzt an ein Wunder. Das Entertainment-Multitalent hatte schon Prostatakrebs, eine Magenblutung, einen Herzinfarkt, eine Wirbelsäulenfraktur und eine schwere Lungenkrankheit. Jahrzehntelang war er tablettensüchtig und 1982 für 17 Sekunden klinisch tot. „Ich habe unter den schwierigsten Bedingungen gearbeitet, die je ein Mann in seinem Leben erlebt hat“, sagte Lewis jüngst dem „Hollywood Reporter“. „Aber wenn ich auf die Bühne gehe, ist der Schmerz weg.“

Bis heute sei Lewis seiner Zeit voraus, lobt Regie-Star Martin Scorsese, und Komiker-Kollege Jerry Seinfeld feiert ihn als die „Essenz aller Comedy“. „Wenn man Jerry Lewis nicht versteht, versteht man Comedy nicht.“

Alleinunterhalter

Die Liebe zur Bühne bekam Lewis, der 1926 in Newark im US-Bundesstaat New Jersey als Joseph Levitch geboren wurde, von seinen Eltern. Vater Danny Levitch, ein Nachtclub-Sänger, brachte mit seinem komischen Talent auf der Bühne den Saal zum Kochen. Sein Sohn, der nach eigener Aussage mit „Schminke im Blut“ aufwuchs, wurde süchtig nach Applaus und tingelte schon mit 18 als Alleinunterhalter durch die Clubs.

Den Durchbruch schaffte er, als er 1945 den neun Jahre älteren italo-amerikanischen Schnulzensänger Paul Dino Crocetti kennenlernte, der sich Dean Martin nannte. Martin sei für ihn „der große Bruder, den ich nie hatte“ gewesen, erzählte Lewis jüngst dem Magazin „GQ“. Sie waren das perfekte Duo: Der gut aussehende Martin in der Rolle des seriösen Charmeurs, Lewis als blödelnder Kindskopf und tollpatschiger Clown.

Streit

„Sie waren wie Rockstars, bevor es Rockstars gab“, schrieb die „New York Times“. Und landeten damit im Olymp des Unterhaltungsgeschäfts: Von Charlie Chaplin holte sich Lewis Tipps für das Schneiden seiner Filme, und der alternde Stan Laurel erzählte ihm viele Abende lang von seinen Frauengeschichten.

Doch nach rund zehn gemeinsamen Bühnen-Jahren zerstritten sich Lewis und Martin und sprachen dann 20 Jahre kein Wort mehr miteinander. Nach der Versöhnung schreibt Lewis das Buch „Dean and Me – A Love Story“. Aber auch solo begeistert er die Massen. Er dreht Kassenknüller wie „Der Regimentstrottel“, „Geisha Boy“, „Hallo, Page“ und „Geld spielt keine Rolle“. Als Höhepunkt seiner Blödelkunst gilt „Der verrückte Professor“ von 1963, der 33 Jahre später mit Eddie Murphy neu verfilmt wurde. „Mein Baby“ nennt Lewis den Film heute.

Ehrenoscar

Aber auch in dramatischen Rollen wie 1981 an der Seite von Robert de Niro in „King of Comedy“ (1981) feiert er Erfolge.
Für seinen Einsatz im Kampf gegen Armut und Krankheiten bekommt Lewis, der zum zweiten Mal verheiratet ist und nach sechs Söhnen mit seiner ersten Frau 1992 mit seiner zweiten Frau eine Tochter adoptierte, 2009 einen Ehrenoscar, der Medienberichten zufolge heute in seinem Haus in Las Vegas auf einer Plattform oberhalb eines Fernsehers steht. Auf Knopfdruck rotiert er.