Atomausstieg bis 2022 in Deutschland

Atomausstieg bis 2022 in Deutschland
(dpa)

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Deutschland will "neue Wege" bei der Energieversorgung einschlagen. Das betonte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag in Berlin. Der Atom-Ausstieg soll bis spätestens 2022 erfolgt sein.

Merkel nahm am Morgen den Bericht einer Ethikkommission zur Kernenergie entgegen. Diese befürwortet den Ausstieg aus der Atomkraft innerhalb eines Jahrzehnts. Die Kanzlerin sagte, der Bericht werde „Richtschnur“ bei den Entscheidungen der Regierung sein. Die Energieversorgung Deutschlands muss nach ihren Worten grundlegend verändert werden. Dies sei aber auch möglich, wie die Kommission aufgezeigt habe. Erforderlich sei „eine ganz neue Architektur“.

77 Atomkraftwerke in Deutschlands Nachbarländern

Wie Deutschland will auch der Nachbar Schweiz aus der Atomenergie aussteigen – allerdings erst 2034. Bis dahin wird es in den Nachbarländern Deutschlands 77 Atomkraftwerke geben.

Mit 58 Kernkraftwerken hat Frankreich die meisten, darunter das älteste und umstrittenste Kraftwerk Fessenheim an der Grenze zu Baden-Württemberg. Belgien betreibt 7 Reaktoren.

Tschechien hat 6 – der umstrittene Meiler Temelin soll sogar um zwei Blöcke erweitert werden. Die Schweiz hat 5 Anlagen. Die Niederlande haben 1 Atomkraftwerk, an dem RWE RWEneue Suche mit diesem Objektverfeinern nach diesem ObjektVerfügbare Bedeutungen: RWE sich mit 30 Prozent beteiligen will – dort könnte ein zweites Werk entstehen. Zudem will Polen in die Atomkraft einsteigen.

Nur Österreich, Dänemark und Luxemburg haben keine Kernkraftwerke.

Die beiden Vorsitzenden der Ethikkommission sprachen von sehr konkreten Empfehlungen. Der frühere Umweltminister Klaus Töpfer sagte, alle seien dabei gefordert. Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner, unterstrich, notwendig sei eine „große gemeinsame Kraftanstrengung“.

Weichen gestellt

Die Koalition hatte in der Nacht zum Montag bereits die Weichen für den Atom-Ausstieg gestellt. Die notwendigen Gesetze will die Regierung nun am kommenden Montag beschließen. Dann sollen sie von Bundestag und Bundesrat bis Anfang Juli abschließend beraten werden.

Die Regierung will die sieben ältesten Kernkraftwerke und den wegen Problemen schon seit Jahren stillstehenden Meiler Krümmel nicht mehr in Betrieb nehmen. Eines soll allerdings als Reserve für mögliche Strom-Engpässe bis höchstens 2013 in einem „Stand-by“-Modus bleiben. Die sieben ältesten AKW waren nach der Katastrophe in Japan vom Netz gegangen.

Atomausstieg bis 2022

Sechs weitere Kernkraftwerke sollen bis zum Jahr 2021 abgeschaltet werden, die letzten drei spätestens ein Jahr danach. Deutschland hat derzeit noch 17 Atomkraftwerke. Im vorigen Jahr lieferten sie knapp ein Viertel des Strombedarfs.

Parallel sollen die erneuerbaren Energie ausgebaut werden. Ihr Anteil an der Stromerzeugung soll von derzeit gut 17 Prozent bis zum Jahr 2020 auf 35 Prozent steigen. Gleichzeitig sollen neue mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke in Betrieb genommen werden. Zudem soll das Stromnetz erweitert werden, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten.

Breiter Konsens mit Opposition

Die Regierung strebt bei diesem Vorgehen einen breiten Konsens mit der Opposition an. Umweltminister Norbert Röttgen sagte: „Wir wünschen uns die Beteiligung auch der Opposition an diesem nationalen Projekt.“ Bei der SPD wird eine Zustimmung nicht ausgeschlossen. Die Grünen sehen noch viele Fragen. Die Linke verlangt einen sehr viel schnelleren Ausstieg. Auch Umweltschützer äußerten sich unzufrieden.