Asselborn: „They walk alone“ falls Brexit

Asselborn: „They walk alone“ falls Brexit
(dapd)

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Jean Asselborn erteilt den Briten vor dem Referendum keine Lektionen. Komme es aber zum Brexit, laute die Devise: "They walk alone", so der Außenminister im Tageblatt-Interview.

Tageblatt: Finanzminister Pierre Gramegna glaubt, dass ein Brexit kein „Segen“ für Luxemburg wäre. Teilen Sie diese Ansicht?

Jean Asselborn: Luxemburg entscheidet nicht, ob Großbritannien die EU verlässt. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den Luxemburger Interessen und dem Ausgang des Referendums. Ich stimme Finanzminister Pierre Gramegna zu. Ein Brexit könnte nur kurzfristig für Luxemburg von Vorteil sein. Mittel- und langfristig glaube ich das jedoch nicht. Es ist nicht im Interesse der EU, also ist es auch nicht im Interesse Luxemburgs.

Hat Luxemburg sich für den Fall eines Brexit vorbereitet?

Es wird nicht auf nationalem Plan vorbereitet. Es gibt weder in Belgien noch in Luxemburg und nicht einmal in Deutschland große Vorbereitungen für den Fall eines Brexits. Bleiben die Briten in der Europäischen Union, muss umgesetzt werden, was im politischen Abkommen steht. Kommt es zum Brexit – und das weiß ich auch –, hat man in Brüssel bereits Vorbereitungen getroffen.

Die Spitzen der europäischen Institutionen treffen sich etwa am 24. Juni direkt am Morgen: Juncker, Tusk, Draghi, Schulz und Dijsselbloem. Im Fall eines Brexit wird Cameron immer noch Premier sein. Er wird dann eine Anrede halten und die Konsequenzen aus dem Referendum ziehen.

Was würde der Brexit verändern?

Bleiben die Briten in der EU, sind nicht alle Probleme gelöst. Man kann aber zumindest zusammen nach Lösungen suchen. Treten sie aus, kann man nicht so tun, als ob nichts passiert wäre. Dann heißt es: „They walk alone.“ Ob das zum Vorteil von Großbritannien ist, bleibt eine andere Frage.

Reden Sie mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker über den Brexit?

Das passiert nicht auf privater Basis. Beim Brexit geht es nicht um einzelne Köpfe. Es ist klar: der Präsident der EU-Kommission ist gefordert. Das Gleiche gilt aber auch für den EU-Ratspräsident Donald Tusk. Eins darf man aber nicht vergessen: Es gab eine klare Linie der EU beim Vorgehen.

Wir wollten den Briten als EU nicht sagen, was sie zu tun haben. Man muss aber betonen, dass die Konsequenzen des Brexits für die EU groß wären. Das zeigt sich auch in jüngsten Umfragen: Eine Mehrheit der europäischen Bürger will, dass die Briten bleiben. Man muss jetzt in der Endphase deutlich sagen: „Wenn ihr jetzt mit Nein stimmt, tut niemand so, als ob nichts passieren würde.“

Lesen Sie das vollständige Interview in der Mittwoch-Ausgabe des Tageblatt (22.06.2016)