„Assad ist eine Marionette“

„Assad ist eine Marionette“
(Jean-Claude Ernst)

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Nahost-Kenner Kurt Pelda hat am Montagabend in Luxemburg einen Vortrag über den Krieg in Syrien, die Flüchtlingsproblematik und den Terror gehalten. Seine Aussichten sind düster.

Der Schweizer Kriegsberichterstatter Kurt Pelda schont beim Thema Nahost-Konflikt, Flüchtlingswelle und Terroranschläge seine Zuschauer nicht. Hart und schonungslos spricht er über den blutigen Krieg in Syrien, Irak und über die Interessen der Großmächte USA, Russland, Iran und Saudi-Arabien in der Region. Pelda will nicht politisch korrekt sein, betont er immer wieder in seinem Vortrag im Cercle Cité. Hier einige Auszüge aus seinem Vortrag.

Für den Journalisten ist der syrische Präsident Baschar al-Assad eine Marionette Teherans. „Der Iran nutzt Syrien als Sprungbrett, um irgendwann Krieg gegen Israel zu führen“, sagt Pelda.

Ein Wettlauf

Er spricht dabei von verschiedenen Einflusszonen. Die Russen bomben aus der Luft den Weg frei für die syrischen Bodentruppen Assads. Die USA treiben den IS im Osten unweit der jordanisch-irakischen Grenze in die Wüste. Israel hat sich einen Puffer mit gemäßigten Islamisten entlang der israelisch-syrischen Grenze aufgebaut.

„Der Iran will sich einen Landkorridor bis an das Mittelmeer aufbauen. Dort sitzt der Verbündete, die Hisbollah. Teheran will auf lange Sicht Israel angreifen und vernichten. Ich weiß, das klingt verrückt, aber es ist eine klare Strategie und Bedrohung“, sagt Pelda. Der Nahostexperte spricht von einem Wettlauf.

Im Stich gelassen

Der Krieg in Syrien läuft seit fast sechs Jahren. Laut Pelda gab es 2012 Ansatzpunkte, um den Konflikt zu beenden. Allerdings hätten sich die USA unter Obama aus der Region verabschiedet und sich dem Iran angenähert. „Damit hat Obama die Türkei und Israel vor den Kopf gestoßen. Unter Trump verändert sich die US-Politik im Nahen Osten gerade“, so Pelda.

Und der Journalist holt aus: „Man hat die Leute nicht nur militärisch, sondern auch humanitär im Stich gelassen. Nirgendwo habe ich Dinge gesehen wie in Syrien. In dem Land gibt es keine westliche Hilfe. Die einzigen, die da helfen, sind Islamisten aus der Türkei, Saudi-Arabien und Katar.

Beiden Seiten helfen

Pelda kritisiert die Hilfsorganisationen. „In Syrien hilft das Rote Kreuz nur dem Regime, hat damit also seine eigenen Statuten der Neutralität gebrochen.“ Er spricht von einem Riesenskandal. Das Regime lasse nicht zu, dass das Rote Kreuz hilft.

Ärzte ohne Grenzen könnten auch nicht so einfach im Land arbeiten. „Sie helfen heimlich. Sie schweigen aus Sicherheitsgründen über ihre Arbeit“, so Pelda. Man müsste auf beiden Seiten helfen.

Schlepper stoppen

Pelda fürchtet, dass sich eine zweite Flüchtlingsblase aufbaut. Ein Szenario: Hat die Türkei genug von der EU, macht Ankara die Grenzen wieder auf. Griechenland würde bei einer zweiten Flüchtlingswelle bankrott gehen.

„Wir müssen das Leid der Flüchtlinge über das Mittelmeer stoppen. Wir müssen die Schlepper über das Mittelmeer stoppen“, betont Pelda. Er spricht von Repatriierungsprogrammen und Hilfe am Festland vor Ort. „Will man den Schleppern das Handwerk legen, muss man aber ins libysche Hinterland. Davor hat die EU allerdings Angst“, fügt der Nahost-Experte hinzu.

Welche Zukunft hat der Islamische Staat? „Als Staat hat er verloren. Er hat sich verwundbar gemacht. Es ist aber nicht das Ende des IS. Er wird als Terrororganisation weiter funktionieren“, gibt Pelda zu bedenken. „Der IS wird sich für seinen Verlust seines Staates rächen. Die Terrorakte werden zunehmen. Wir werden neue Methoden sehen. Er spricht von Drohneneinsätzen in Europa.“