Artenschutz wird „Mainstream“-Thema

Artenschutz wird „Mainstream“-Thema
(Reuters/Goran Tomasevic/reuters)

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Mehr Schutz für Bienen, aber auch ein neues Denken im Tourismus und in der Landwirtschaft. In Mexiko verhandelten Vertreter aus aller Welt über neuen Strategien, um das weltweite Artensterben zu stoppen. Umweltschützer sehen noch großen Handlungsbedarf.

Elefanten, Pandas und Tiger sind vom Aussterben bedroht. Die Giraffe ist ein Symbol der Wildnis. Zehntausende der grazilen und majestätischen Tiere zogen einst durch die afrikanische Steppe.

Jedes Jahr sterben mehrere Tausend Tier- und Planzenarten aus. Neben dem natürlichen Verlust von Spezies sind dafür vor allem der Klimawandel, Umweltzerstörungen sowie industrielle Landwirtschaft und Fischerei verantwortlich. Die Naturschutzorganisation IUCN führt derzeit auf ihrer Roten Liste 24 307 vom Aussterben bedrohte Arten auf.
Die wichtigste Konfliktlinie verläuft zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Die großen Agrarkonzerne machen massiven Druck, weil sie keine Einschränkungen beispielsweise beim Einsatz von Pestiziden oder der Gentechnik hinnehmen wollen. Vor allem große Agrarnationen wie Brasilien und Argentinien treten nach Einschätzungen von Experten auf die Bremse.
Bis 2020 wollen die Mitgliedsstaaten 17 Prozent der Land- und 10 Prozent der Meeresflächen unter Schutz stellen. Davon ist man noch weit entfernt.
Ganz neu auf der Agenda steht die synthetische Biologie. Dabei handelt es sich um die nächste Generation der Biotechnologie, bei der das Erbgut von Organismen so verändert wird, dass sich Merkmale auf die Nachkommen vererben.

Giraffe bedroht

Nun ist die Giraffe vom Aussterben bedroht. In den vergangenen 30 Jahren brach die weltweite Population wegen Wilderei und Verlust von Lebensraum um 40 Prozent ein. Die an Höhe größten Landsäugetiere der Welt könnten von der Erdoberfläche verschwinden, wenn sie nicht besser geschützt werden.

Weniger spektakulär, aber vielleicht noch wichtiger: Auch die für Ökosysteme essenziellen Bienen könnten verschwinden. Ein Großkonflikt zwischen Artenschutz und industrieller Landwirtschaft schwebte über Cancun.

Insektenschutz

Die UN-Biodiversitätskonferenz will den Artenschutz weltweit stärker auf die Agenda setzen. Bei den zweiwöchigen Beratungen im mexikanischen Cancún sei es um konkrete Maßnahmen etwa zum besseren Schutz von Insekten, aber auch um neue Ansätze in der Tourismusbranche gegangen, hieß es aus Delegationskreisen.

Regierungsvertreter, Umweltschützer und Wissenschaftler aus aller Welt rangen in Mexiko noch bis zum Abschluss am späten Samstagabend (Ortszeit) um Finanzmittel und feste Zusagen.

In einigen Bereichen kamen die Verhandlungen voran. So wurde in Cancún beschlossene Gründung einer „Koalition der Willigen“ zum Schutz von Bienen und anderen Insekten. Die Initiative will die für die Ökosysteme unverzichtbaren Bestäuber besser etwa vor Pestiziden in der Landwirtschaft schützen.

Meeresschutz

Bei anderen Themen wie etwa dem Meeresschutz müsse dagegen noch nachverhandelt werden, sagten Teilnehmer . So müsse in den nächsten zwei Jahren festgelegt werden, welche Schutzgebiete auf hoher See und in nationalen Gewässern entstehen würden.

Unter dem Stichwort „Mainstreaming“ sei zudem über Strategien nachgedacht worden, um den Schutz biologischer Vielfalt quer durch Bereiche wie Tourismus, Fischerei oder Forstwirtschaft stärker zum wichtigen Anliegen zu machen.

Für 10 Jahre

Umweltschützer kritisierten die Ergebnisse als unzureichend. „Beim Schutz unverzichtbarer Lebensräume wie Regenwälder, Korallenriffe, Flussauen oder Moore muss die Weltgemeinschaft mehr tun“, teilte der Vorsitzende des deutschen Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, mit. Sonst sei das Ziel, den Artenverlust bis 2020 zu stoppen, nicht erreichbar.

Die UN-Artenschutzkonferenz findet alle zwei Jahre statt. 2010 hatten die Mitgliedsstaaten konkrete Artenschutz-Ziele für die nächsten 10 Jahre beschlossen. So sollen 17 Prozent der Land- und 10 Prozent der Meeresflächen besser geschützt werden.