Armee steht vor den Toren von Damaskus

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Die Truppen Assads setzen ihre Offensiven weiter fort. Nun ist die Armee in zwei Vororte der Hauptstadt Damaskus vorgedrungen. Am Vortag sind Aktivisten zufolge mindestens fünf Menschen getötet worden.

Die syrische Armee ist nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten in der Nacht zum Sonntag in zwei Vororte der Hauptstadt Damaskus eingedrungen und hat dort zahlreiche Menschen festgenommen.

Ein Konvoi aus fünfzehn Militärlastwagen, acht Truppentransportern und vier Jeeps sei in die Vororte Sakba und Hamurija eingefahren, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH) in London mit. Es seien Schüsse zu hören gewesen. In Sakba seien die Telefonverbindungen gekappt worden.

In der Küstenstadt Latakia setze die Armee indes ihren Einsatz gegen die Zivilbevölkerung fort, erklärte die OSDH. Im Stadtteil Saliba seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen. Am Samstag waren in der Stadt nach Angaben der Menschenrechtsorganisation zwei Zivilisten getötet worden, ein weiterer starb demnach in Kusseir in der zentralsyrischen Region Homs.

Auch von See aus werde Latakia beschossen, Kanonenboote feuerten aus Maschinengewehren auf das Stadtviertel Al Ramel, erklärte Rami Abdul Rahman, Leiter des Observatoriums für Menschenrechte. Insgesamt sind bei mehreren Militäraktionen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten am Samstag mindestens fünf Menschen getötet worden.

Panzer in El Ramel

Zuvor seien in El Ramel – einem weiteren Viertel Latakias – Panzer aufgefahren, sagte Rami Abdul Rahman, Leiter des Observatoriums für Menschenrechte in Syrien mit Sitz in London. In El Ramel sei Gewehrfeuer zu hören gewesen. Mindestens 20 Panzer und gepanzerte Truppentransporter seien eingerückt, erklärte er.

Zahlreiche Bewohner, vor allem Frauen und Kinder, seien aus dem Viertel geflüchtet. Dort leben viele Palästinenser. Über den Hintergrund der Schüsse in El Ramel war zunächst nichts bekannt. Zahlreiche Sicherheitskräfte und regierungstreue Bewaffnete seien darüber hinaus am Samstag in die Ortschaft Kusair nahe der Grenze zum Libanon einmarschiert, sagte Abdul Rahman weiter. Zahlreiche Bewohner seien festgenommen worden.

Bei einer weiteren Aktion der syrischen Streitkräfte in der Stadt Sarmin im Nordwesten seien zehn Personen durch Schüsse verletzt worden, berichteten Aktivisten.

Zehntausende fordern Assads Tod

Im El-Ramel-Viertel von Latakia und in Kusair ist es in den vergangenen Wochen wie in anderen syrischen Städten zu Massenprotesten gegen die Regierung von Präsident Baschar Assad gekommen. Ein Einwohner, der nicht genannt werden wollte, bestätigte die Militärpräsenz in El Ramel.

Am Vortag hatten Zehntausende Demonstranten nach den Freitagsgebeten den Tod Assads gefordert. Sicherheitskräfte töteten nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mindestens 14 Protestierende. Insgesamt kamen diesen Angaben zufolge bei den seit fünf Monaten andauernden Massenprotesten mindestens 1.700 Zivilpersonen ums Leben

Aufruf zu Ende der Gewalt

US-Präsident Barack Obama, Saudi-Arabiens König Abdullah und der britische Premierminister David Cameron Damaskus forderten Syrien auf, die blutige Niederschlagung der Proteste «sofort» zu beenden.

Wie das Weisse Haus in Washington am Samstag mitteilte, äusserten Obama und sein wichtigster arabischer Verbündeter sowie der britische Premier in getrennten Telefonaten ihre «tiefe Besorgnis über die Gewalt der syrischen Regierung gegen ihre Bürger».

Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Syrien kamen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bislang rund 1700 Zivilpersonen ums Leben.