Anschlag auf Foltergefängnis

Anschlag auf Foltergefängnis
(AFP)

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Es ist der schlimmste Anschlag seit Beginn des Konfliktes in Syrien. In unmittelbarer Nähe eines Foltergefängnisses explodiert am Donnerstagmorgen eine große Bombe.

Vor einem berüchtigten Gefängnis in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am Donnerstag bei einem Bombenanschlag 40 Menschen getötet worden. Das Staatsfernsehen sprach zudem von 170 Verletzten. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Syrien rutscht damit von Tag zu Tag immer tiefer in einen umfassenden Bürgerkrieg hinein.

Das sogenannte Palästina-Verhörzentrum ist eine der am meisten gefürchteten Einrichtungen des Sicherheitsapparates des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Viele politische Gefangene wurden dort gefoltert.

Widersprüchliche Berichte

Die Opposition behauptete, das Regime habe den Anschlag verüben lassen, um die Revolution im Land als Werk islamistischer Terroristen darzustellen. Beweise für diese Version legten die Regimegegner allerdings nicht vor.

Da die ersten Leichen und Verwundeten von Anwohnern geborgen wurden, war die genaue Zahl der Opfer zunächst nicht bekannt. Die Vorgehensweise und die Zerstörung erinnerten an Terroranschläge im Irak. Das staatliche Fernsehen zeigte Aufnahmen verkohlter Leichen.

Zerstörung nach Explosionen

Einwohner berichteten etwa 30 Autos seien durch die Explosion im Al-Kazzaz-Viertel zerstört worden. Mehrere Gebäude seien stark beschädigt. Viele der unverletzten Anwohner stünden unter Schock. Sie weinten und klagten. Einige von ihnen riefen: „Gott schütze Syrien!“

Der großen Explosion ging nach Angaben von Anwohnern eine kleinere Explosion am gleichen Ort voraus. Noch in weit entfernten Stadtvierteln klirrten die Fenster der Gebäude. Regimegegner veröffentlichten ein Video, das verängstigte Zivilisten zeigt, die nach dem Anschlag in Panik durch die Gassen des Viertels laufen.

UN-Beobachter vor Ort

Der TV-Sender Al-Arabija meldete, der Leiter der UN-Beobachtermission, Generalmajor Robert Mood habe darauf bestanden, den Tatort selbst in Augenschein zu nehmen. In der unmittelbaren Nähe seines Konvois war am Vortag in der Provinz Daraa ein Sprengsatz explodiert, der sechs syrische Soldaten verletzte. Experten und Diplomaten haben in den vergangenen Wochen mehrfach darauf hingewiesen, dass der Einsatz der unbewaffneten Militärbeobachter in Syrien sehr gefährlich ist.

In einigen Regionen Syriens herrscht schon seit Monaten Bürgerkrieg. In anderen Provinzen Syriens sollen die Regimetruppen am Donnerstag nach Angaben von Aktivisten 14 Menschen getötet haben, darunter zwei Kinder und ein Deserteur.

Der Aufstand gegen Assad hatte im vergangenen März mit friedlichen Protesten begonnen, die dann rasch in einen blutigen Konflikt ausarteten. Bereits rund 10.000 Menschen sollen seither in Syrien getötet worden sein. Etliche von ihnen starben nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen an den Folgen der Folter.