Anleger fürchten geldpolitische Wende

Anleger fürchten geldpolitische Wende
(Shizuo Kambayashi)

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Spekulationen über ein allmähliches Zudrehen des Geldhahnes der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die Anleger am Mittwoch verschreckt. Dax und EuroStoxx fielen um je 0,7 Prozent auf 10.545 und 3012 Punkte.

Den Gesamtmarkt belastete Händlern zufolge ein Bericht der Agentur „Bloomberg“ von Dienstagabend, wonach die EZB das Kaufvolumen in monatlichen Schritten um jeweils zehn Milliarden Euro verringern will. Die Notenbank dementierte den Bericht zwar, dennoch spukte der Gedanke in den Köpfen der Anleger herum.

„Die EZB könnte tatsächlich drosseln und etwas Neues versuchen, da die Ankäufe an ihre Grenzen stoßen“, sagte Stratege Jochen Stanzl von CMC Markets. „Die Kritik aus der Bundesregierung scheint bei der EZB gefruchtet zu haben.“ Die Bundesbank warnt schon länger vor gefährlichen Nebenwirkungen einer zu lang anhaltenden Phase niedriger Zinsen, auch aus der Politik kommen zunehmend kritische Stimmen. Sparkassen und andere Banken beklagen, dass ihnen im Zinsgeschäft die Erträge wegbrechen. Einige Fachleute befürchten zudem Preisblasen am Aktien- und Immobilienmarkt.

An den Anleihemärkten kletterten die Renditen der zehnjährigen Bundespapiere am Mittwoch erneut um vier Basispunkte auf minus 0,040 Prozent, der Euro zog auf 1,1228 Dollar an. Gold erholte sich etwas von seinem Vortagesrutsch von rund drei Prozent.

Das Pfund fällt weiter

Auch Aktien der Deutschen Bank erholten sich weiter und stiegen um bis zu 1,8 Prozent auf 11,96 Euro. Damit zählten sie zu den wenigen Dax-Gewinnern. Das Geldhaus könnte laut „Platow-Brief“ den US-Hypothekenstreit mit einer Strafe von maximal fünf Milliarden Dollar beilegen. Die Bank sei zuversichtlich, spätestens zum Monatsende eine Einigung erzielen zu können, berichtete der Börsendienst ohne Angaben von Quellen. Im Gespräch sei eine Strafe von vier bis fünf Milliarden Dollar. Abwärts ging es hingegen für das zweitgrößte deutsche Bankhaus Commerzbank. Die Titel fielen nach einer Herabstufung durch die Deutsche Bank auf „Hold“ von „Buy“ um bis zu 2,7 Prozent.

Weiter nach unten ging es wegen der Sorge vor negativen Folgen des Brexit für das Pfund Sterling. Die britische Devise fiel erstmals seit 1985 unter die Marke von 1,27 Dollar. Auch zum Euro ging es weiter abwärts: die Gemeinschaftswährung kletterte zum Pfund auf ein Fünf-Jahres-Hoch von 88,42 Pence. „Die Kursbewegung scheint sich von den Konjunkturdaten abzukoppeln, die eigentlich zeigen, dass die britische Wirtschaft okay ist“, sagte Analystin Kathleen Brooks von Forex.Com.