/ Angriff auf Militärcamp der EU
Vier Monate nach der blutigen Geiselnahme in einem Luxushotel in Bamako ist in der malischen Hauptstadt erneut ein Hotel attackiert worden. Der Angriff auf das Hotel, in dem auch das Hauptquartier der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali untergebracht ist, wurde am Montagabend aber abgewehrt, wie ein Vertreter der EU-Mission sagte. Mindestens ein Angreifer wurde getötet, von den EU-Armeeausbildern wurde niemand verletzt.
Erste Schüsse gefallen
An dem Hotel waren am frühen Abend die ersten Schüsse gefallen, wie Augenzeugen und Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Wie ein Vertreter der EU-Mission sagte, hatten insgesamt vier Angreifer das Feuer eröffnet und in das Gebäude einzudringen versucht. Offenbar gab es demnach einen Heckenschützen unter den Angreifern. Einer der Angreifer sei „neutralisiert“ worden, nach den drei anderen werde gefahndet. Die EU-Mission bestätigte den Angriff auf ihr Hauptquartier in Bamako.
#BREAKING: gunfire and explosions in #Mali’s capital #Bamako near the Nord Sud Hotel & EU military training center pic.twitter.com/vQDM2iDzR0
— Amichai Stein (@AmichaiStein1) March 21, 2016
Es sei aber kein EUTM-Angehöriger verletzt oder getötet worden, teilte die EU-Mission, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist, im Kurznachrichtendienst Twitter und auf ihrer Facebook-Seite mit. Die EUTM Mali sichere nun das Gelände. Nach Angaben von Augenzeugen wurde die Gegend um das Hotel weiträumig abgesperrt. Auch mehrere gepanzerte Fahrzeuge der UN-Mission Minusma und der malischen Armee fuhren vor. Nach Angaben aus malischen Armeekreisen könnte es sich bei einem der flüchtigen Angreifer um einen Selbstmordattentäter handeln. Die Regierung rief die Anwohner jedoch zur Ruhe auf.
My thoughts with all our #EUTM #Mali personnel, doing an excellent and important job in a difficoult endeavour https://t.co/QhXWUeF3ev
— Federica Mogherini (@FedericaMog) March 21, 2016
Die Sicherheitskräfte hätten die Situation unter Kontrolle, erklärte ein Berater von Präsident Ibrahim Boubacar Keita. Erst im November waren bei einem islamistischen Angriff auf ein Luxushotel in Bamako 20 Menschen getötet worden. Das damals attackierte Hotel Radisson Blu liegt im selben Stadtviertel wie das Hotel, das von der EU-Mission EUTM genutzt hat. Zu dem Anschlag im November hatte sich die Dschihadistenmiliz Al-Mourabitoun bekannt. Die Gruppe des gefürchteten Mokhtar Belmokhtar schloss sich im Dezember Al-Kaida im Islamischen Maghreb (Aqmi) an. Sie bekannte sich auch zu einem Angriff auf ein Luxushotel in der Hauptstadt des Nachbarlands Burkina Faso, bei dem im Januar 30 Menschen getötet worden waren. Mali war nach einem Armeeputsch im März 2012 ins Chaos gestürzt.
Ehemalige Kolonialmacht Frankreich
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff im Januar 2013 militärisch ein, um das Vorrücken radikalislamischer Kämpfer und anderer Rebellen vom Norden in den Süden des Landes, wo auch Bamako liegt, zu stoppen und die geschwächten Regierungstruppen zu unterstützen. Später übergaben die Franzosen die Verantwortung an die UN-Blauhelmtruppe Minusma, die immer wieder Anschlägen ausgesetzt ist und als gefährlichste UN-Mission der Welt gilt. Die EU-Ausbildungsmission EUTM Mali bildet im vergleichsweise ruhigen Süden des Landes einheimische Soldaten aus.
Das Hauptquartier der EUTM Mali ist angegriffen worden. Niemand der Anghorigen des Hauptquartier wurde verletzt…. https://t.co/0PsvXK9v2C
— eutmmali (@eutmmali1) March 21, 2016
Die internationale Gemeinschaft bemüht sich, die Sicherheitslage im westafrikanischen Mali mit mehreren Missionen zu stabilisieren. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Missionen im Land:
EUTM Mali – Durch die EU-geführte European Training Mission sollen die malischen Soldaten in die Lage versetzt werden, selbst Verantwortung für die Sicherheit in ihrem Land zu übernehmen.
MINUSMA – Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen mit bis zu 11 240 Blauhelmsoldaten und 1440 Polizisten. Das robuste Mandat erlaubt auch den Einsatz von Waffen.
EUCAP Sahel Mali – Die zivile EU Capacity Building Mission soll durch Ausbildung und Beratung von Polizei, Nationalgarde und Gendarmerie die Sicherheit im Land stärken.
UNPOL – Die UN-Polizei ist Bestandteil von UN-Friedenseinsätzen und politischen Missionen. In Mali ist sie im Rahmen von MINUSMA tätig.
Dschihad im Norden Malis
Die Weiten der Sahara im Norden Malis sind seit Jahren ein Rückzugsgebiet für militante Separatisten und Islamisten. Dort sollen sich unter anderem Kämpfer verstecken, die Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) die Treue geschworen haben.
Die sunnitische Terrororganisation ist zuletzt wieder erstarkt und hat bei Anschlägen auf Hotel in Malis Hauptstadt Bamako und jüngst in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou rund 50 Menschen getötet. Anfang Januar entführten die Extremisten in der nordmalischen Stadt Timbuktu auch eine schweizer Missionarin.
Kämpfer der Islamistengrusppe Ansar Dine
In der Region sind auch Kämpfer der Islamistengrusppe Ansar Dine aktiv sowie Rebellen des Nomadenvolks der Tuareg, die seit Jahrzehnten nach mehr Autonomie streben. Nach dem gewaltsamen Sturz des Regimes des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi in Libyen 2011 flossen viele Waffen über die porösen Grenzen der Sahara-Anrainerstaaten in die Region. 2012 übernahmen Islamisten und Tuareg-Rebellen für einige Monate in Nordmali die Macht. Erst ein militärisches Eingreifen der früheren Kolonialmacht Frankreich im Januar 2013 ermöglichte die Rückeroberung.
Im Vorjahr haben die meisten Gruppen ein Friedensabkommen akzeptiert, dessen zähe Umsetzung von einer rund 12 000 Mann starken Friedensmission der Vereinten Nationen begleitet wird. 73 Blauhelmsoldaten haben nach UN-Angaben seit Beginn des Einsatzes im März 2013 das Leben verloren. Nordmali ist etwa so groß wie Frankreich und kaum effektiv zu überwachen. Mali mit seinen 17 Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern der Welt.
#Bamako attack: Why is #Mali such a target for #terrorists? https://t.co/l9WfL8SFVQ
— FRANCE 24 English (@France24_en) March 21, 2016
Lesen Sie auch:
Raketenangriff auf UN-Stützpunkt in Mali
- Der Schattenboxer Xavier Bettel - 14. Juli 2022.
- Die Impfpflicht: Wer setzt sich in Luxemburg durch? - 7. Juli 2022.
- Luxemburgs halbherzige Sanktionspolitik - 17. Juni 2022.