/ An der Kapazitätsgrenze

(Isabella Finzi)
Luxemburg erlebt zurzeit einen regelrechten Bauboom. Neue Viertel und Straßen entstehen, Baulücken werden geschlossen usw. Dabei fällt jede Menge Bauschutt an, der fachgerecht entsorgt werden muss. Seit einigen Jahren wird aber befürchtet, dass die bestehenen Kapazitäten nicht ausreichen oder zu schnell ausgelastet sind.
Ist-Zustand
Im Augenblick gibt es hierzulande elf aktive Deponien. Eine weitere Deponie ist in Folschette in Planung. Hier müssen aber noch Probleme der Anbindung an das öffentliche Straßennetz gelöst werden. Kleinbettingen und Capellen, zwei Standorte, die für eventuelle Deponien ausgewiesen wurden, konnten indes nicht realisiert werden.
Auch die 2015 in Betrieb genommene Deponie in Strassen füllt sich angeblich schneller als erwartet. Laut „Groupement des entrepreneuers du bâtiment et des travaux publics“ fehlt es an Platz für 12.000 Tonnen – und das täglich. In zwei Jahren, so wird erwartet, müssen die großen Infrastrukturarbeiten wegen Platzmangels auf den Bauschuttdeponien womöglich gestoppt werden.
Regelmäßige Treffen
Besonders im Süden des Landes sei die Lage dramatisch, zumal auch die ausländischen Deponien immer seltener den Bauschutt aus Luxemburg aufnehmen wollen, heißt es.
Die CSV-Abgeordnete Françoise Hetto-Gaasch wollte von Umweltministerin Carole Dieschbourg wissen, wie die Regierung auf diese Situation reagieren will. In ihrer Antwort erklärt die Ministerin, dass das Infrastrukturministerium schon seit Jahren wisse, dass sich die Evakuierung des Bauschutts immer schwieriger gestalte. Deshalb finden regelmäßige Treffen statt, an denen alle betroffenen Akteure teilnehmen.
Das Potential
Am 7. Januar 2016 fand ein Workshop über das Thema statt, ruft des Weiteren Carole Dieschbourg in Erinnerung. Die Umweltverwaltung habe außerdem eine Studie in Auftrag gegeben. Sie soll Aufschluss über das Potenzial an Orten geben, wo neue Bauschuttdeponien entstehen könnten. Dabei spielen jede Menge Kriterien eine wichtige Rolle, wie die Bodenbeschaffenheit, die Hydrologie, die Distanz zu den Wohngebieten usw.
Eine definitive Liste der möglichen Standorte gebe es noch keine, so Dieschbourg. Dazu komme, dass laut Großherzoglichem Reglement von 2003 über die Deponien die möglichen Stellen dem Schöffenrat der betroffenen Gemeinde zur Begutachtung vorgelegt werden müssen. Zudem soll eine Machbarkeitsstudie für jeden Standort erstellt werden. Erst danach könne der sektorielle Plan abgeändert werden und eine Kommodo-Inkommodo-Prozedur anlaufen, so die Ministerin.
Mehr recyceln
Die Schaffung einer neuen Bauschuttdeponie benötige also viel Zeit, Geld und Personal, schlussfolgert Carole Dieschbourg. Man sei jedoch dabei, im Rahmen der Landesplanung zusammen mit den anderen betroffenen Abteilungen nach Wegen zu suchen, um die Prozeduren zu beschleunigen.
Parallel werden weitere Anstrengungen unternommen, um den Prozentsatz an recycelbaren Materialien bei Bauprojekten zu erhöhen. Dabei werden große Hoffnungen in die so genannte Kreislaufwirtschaft gesetzt. Im Augenblick würden bereits 93 Prozent des Bauschutts wiederverwendet, so die Umweltministerin. Von dem Boden, der bei Erdaushub-Arbeiten anfällt, werden etwa 40 Prozent bei anderen Projekten wieder benutzt.
„weniger baggern“
Die beste Möglichkeit, um den Mangel an Bauschuttdeponien zu bekämpfen, sei aber die Reduzierung des Bauschutts, betont Dieschbourg. In diesem Zusammenhang wird der Planung der Projekte eine bedeutende Rolle beigemessen. „Wir müssen umdenken“, so die Politikerin.
In diesem Kontext habe das Infrastrukturministerium schon 2015 eine Broschüre mit dem Titel „Besser planen, weniger baggern“ herausgegeben.
Schließlich tragen die Gemeinden eine große Rolle bei der Vermeidung des Bauschutts. Sie seien nämlich wichtige Bauträger. Auch könnten sie via die Teilbebauungspläne (PAP) und den Allgemeinen Bebauungsplan (PAG) Einfluss auf das Problem nehmen.
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