/ Amerikaner will Präsident von Iran werden
Es scheint ein Kampf gegen Windmühlen zu sein: Der 65-jährige Hooshang Amirahmadi, der seit Jahrzehnten in den USA lebt und auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, will iranischer Präsident werden. Dem Pplitologie-Professor ist es ernst und er rechnet sich allen Unkenrufen zum Trotz Chancen aus.
Der Anstoss kam von seiner Tochter. Vor vielen Jahren fragte die heute 21-Jährige ihren Vater, warum sich die USA und der Iran denn nicht verstünden. Seitdem setzt sich der gebürtige Iraner und Politologe, der seit 40 Jahren in den USA lebt und das Land als seine Heimat bezeichnet, für bessere Beziehungen zwischen den beiden Staaten ein. Bei der iranischen Präsidentenwahl im Juni will er nun als Kandidat antreten. Aussichten hat er laut Beobachtern wohl keine; Experten bezweifeln, dass er überhaupt zur Wahl zugelassen wird.
Trotzdem ist der Professor der Rutgers-Universität in New Brunswick im US-Staat New Jersey zuversichtlich. In den vergangenen Monaten ist er rund um den Globus gereist, um Geld für den Wahlkampf zu sammeln. Seine Kandidatur kündigte er bereits im vergangenen Jahr an. „Wissen Sie, es ist nicht leicht für einen gebürtigen Iraner, der gleichzeitig Bürger der USA ist, zuzusehen, wie sich die zwei Länder jeden Tag bekriegen“, sagt er.
„Keine ernsthafte Kandidatur“
Wie bei allen Bewerbern muss auch Amirahmadis Kandidatur vom iranischen Wächterrat akzeptiert werden, deren Mitglieder von Staatsoberhaupt Ali Chamenei ernannt worden sind. Schon die Tatsache, dass er die Staatsangehörigkeit der USA hat, könnte zu einem Ausschluss führen – ganz abgesehen von seinen politischen Überzeugungen wie Pressefreiheit oder die Ansicht, dass Rationalität bei einer Regierung höher zu bewerten ist als Religion.
„Das ist keine ernsthafte Kandidatur“, erklärt Mehrzad Boroujerdi, Politikwissenschaftler an der Syracuse-Universität im US-Staat New York. „Er hat absolut keine Chance, vom Wächterrat die Zustimmung zu bekommen.“
Amirahmadi sagt, dass er sowohl die US-amerikanische als auch die iranische Staatsbürgerschaft besitzt. Ausserdem verweist er auf sein langjähriges Engagement. Er hat zum Beispiel den gemeinnützigen Amerikanisch-Iranischen Rat (AIC) gegründet, der sich für eine Verbesserung der Beziehung beider Länder einsetzt und zahlreiche Projekte im Iran unterstützt. „Ich bin wahrscheinlich der, der die grössten Chancen hat, die USA und den Iran wieder zusammenzubringen“, sagt er. Er hat bereits mit Mitgliedern des Wächterrates gesprochen, nicht aber mit Staatsoberhaupt Chamenei.
Konflikte lösbar
Seiner Ansicht nach sind die meisten Konflikte zwischen den beiden Ländern mit Hilfe von Diplomatie und vertrauensbildenden Massnahmen lösbar. Der Atomkonflikt zum Beispiel: Der Iran habe ein Recht auf sein Atomprogramm und darauf, Uran anzureichern, sagt Amirahmadi. Der Westen müsse einfach dazu gebracht werden, dem Land zu vertrauen.
Die Beziehungen zwischen den USA und dem Iran liegen seit der Islamischen Revolution 1979 auf Eis. Im November des Jahres stürmten Extremisten die US-Botschaft in Teheran und nahmen Dutzende Menschen als Geiseln fest, aus Protest dagegen, dass sich der wenige Monate zuvor gestürzte Herrscher des Landes, Schah Reza Pahlewi, zu einem Krankenhausaufenthalt in den USA befand. Erst nach 444 Tagen kamen die Geiseln frei.
In der Heimat für Aufruhr sorgen
In den vergangenen Jahren hat die Politik des derzeitigen iranischen Präsidenten Mahmut Ahmadinedschad das Verhältnis nach einer gewissen Entspannung eher verschlechtert. Dabei geht es um das Atomprogramm, aber auch um Ahmadinedschads wiederholte Drohungen gegen Israel. Ahmadinedschad ist seit 2005 iranischer Präsident. Nach zwei Amtsperioden darf er in diesem Jahr nicht wieder antreten.
Amirahmadi ist vor allem in finanzieller Hinsicht auf Hilfe anderer im Ausland lebender Iraner angewiesen. In den USA sammelte er nach eigenen Angaben etwa 60.000 Dollar ein, in Dubai 80.000 Dollar. Über Satellitenfernsehen, so sagt er, sei er bereits im Iran zu sehen gewesen. Im kommenden Monat will er in das vorderasiatische Land reisen und seine Bewerbung vorbereiten. Den Wahlkampf leiten soll eine Frau. „Meine Hoffnung ist es, in den Iran zurückzukehren und dort für Aufruhr zu sorgen“, sagt er.
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