Amazon Beschäftigte streiken

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Beim Internet-Versandhändler Amazon haben neue Streiks begonnen. Verdi fordert von dem US-Unternehmen eine Bezahlung, die dem Niveau im hessischen Einzel- und Versandhandel entspricht.

Mit Streiks zum Beginn der Adventszeit haben Mitarbeiter des Versandhändlers Amazon ihre Forderung nach einem Tarifvertrag bekräftigt. Hunderte Beschäftigte legten an den Standorten Leipzig und Bad Hersfeld ihre Arbeit nieder, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Für Empörung unter den Streikenden sorgten demnach Äußerungen des Amazon-Logistikchefs Dave Clark, der den Streikenden in einem Interview vorwarf, „das Weihnachtsfest für Kinder zu ruinieren“.

In Bad Hersfeld, mit zwei Verteilzentren größter Amazon-Standort in Deutschland, nahmen mehr als 300 Mitarbeiter an einer Streikkundgebung teil, wie Verdi-Sprecher Heiner Reimann mitteilte. In Leipzig seien „reichlich 400 Leute“ dem Streikaufruf gefolgt, sagte Verdi-Sprecher Thomas Schneider. Auch Dutzende Beschäftigte des örtlichen Einzelhandels beteiligten sich demnach an den Protestaktionen.

Tarifgespräche abgelehnt

Der für die deutschen Amazon-Versandzentren zuständige Logistik-Chef Dave Clark lehnte in einem Interview mit der „Welt“ Tarifgespräche mit Verdi ab. „Verdi ist nicht Teil unserer Beziehung, deswegen verwende ich nicht viel Zeit für sie“, sagte er. Amazon pflege stattdessen „eine direkte Beziehung mit unseren Leuten: durch Betriebsräte und Mitarbeiterforen, und durch viele Möglichkeiten zum Feedback“.

Mit der Androhung von Streiks im Weihnachtsgeschäft schieße Verdi „in Sachen öffentliche Wahrnehmung ein Eigentor“, sagte Clark, der bei Amazon für das Logistikgeschäft und den Kundenservice weltweit verantwortlich ist. „Warum sollten wir uns von jemandem zur Zusammenarbeit erpressen lassen, der damit droht, das Weihnachtsfest für Kinder zu ruinieren?“ Die Mehrheit der Amazon-Mitarbeiter in Deutschland wolle ein gutes Weihnachtsgeschäft abliefern. „Wir werden sehen, wie viele tatsächlich Verdis Aufruf folgen“, sagte Clark.

Die Streikenden hätten erbost auf diese Äußerungen reagiert, sagte Verdi-Sprecher Schneider. Sie hätten gefragt: „Wer ruiniert das Weihnachten der Kinder und Enkel von Amazon-Beschäftigten? Warum bekommen wir kein Weihnachtsgeld in tariflicher Höhe?“ Verärgerung habe es auch über die „Arroganz“ gegeben, „zu glauben, die einzige Möglichkeit, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, ist Amazon“.