Als Selbstmordattentäter angeboten

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Die Sicherheitsbehörden sollen nach Informationen des "Spiegel" vor Monaten vage Hinweise darauf gehabt haben, dass sich der Terrorverdächtige Anis Amri in der Islamistenszene als möglicher Selbstmordattentäter anbot.

Laut Spiegel soll der Terrorverdächtige Anis Amri sich in der Islamistenszene als möglicher Selbstmordattentäter anboten haben. Dies legen frühere Ermittlungen gegen mehrere Hassprediger nahe. Entsprechende Äußerungen von Amri aus der Telekommunikationsüberwachung (Internet) seien aber so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme gereicht hätten, schreibt der Spiegel.

Aktuell wird nach dem 24-jährigen Tunesier europaweit gefahndet. Amri ist nach Erkenntnissen von Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt „dringend tatverdächtig“, mit einem Lastwagen den Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am Montagabend durchgeführt zu haben. Dabei waren zwölf Menschen gestorben und rund 50 weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt worden.

Polizeiinterne Informationen

Unterdessen hat die Berliner Polizei ausgeschlossen, dass Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann schon kurz nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz polizeiinterne Informationen über den Tatverdächtigen und seine Nationalität hatte. „Das ist schlichtweg unmöglich“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Bachmann hatte am Montagabend zwei Stunden nach dem Anschlag auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter mitgeteilt, dass der Täter ein „tunesischer Moslem“ sei.

Der Rechtspopulist Bachmann berief sich auf eine „interne Info aus Berliner Polizeiführung“. Zu dem Zeitpunkt hatte die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen – der Mann stammt allerdings aus Pakistan und wurde am Dienstag freigelassen, da gegen ihn keine Beweise vorlagen.

Stattdessen wird nun seit Mittwoch öffentlich nach einem Tunesier gefahndet. In dem Führerhaus des für die Tat benutzten Lkw wurden Ausweispapiere des 24-jährigen Anis Amri gefunden. Die waren den Ermittlern nach offiziellen Angaben am Tatabend aber noch nicht bekannt, sondern wurden erst am Dienstag entdeckt. Deswegen könne die Aussage Bachmanns vom Tatabend nicht stimmen, argumentiert die Polizei. „Die Information, die er da behauptet, kann nicht von der Polizei stammen, da die Polizei die Hinweise erst am Folgetag erlangt hat“, sagte der Polizeisprecher.

100.000 Euro Belohnung

Die Bundesanwaltschaft rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf und setzte 100.000 Euro Belohnung aus – das Schreiben dazu wurde auch auf Arabisch, Dari, Farsi und Urdu veröffentlicht. Zugleich mahnte sie zur Vorsicht: „Bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr, denn die Person könnte gewalttätig und bewaffnet sein!“ Auch europaweit wird nach Anis Amri gefahndet.

Der terrorverdächtige Tunesier ist nach Presseberichten schon als Schüler in Italien als Gewalttäter aufgefallen. „Er schuf in der Klasse ein Klima des Schreckens“, schrieb die italienische Tageszeitung La Stampa am Donnerstag über die kurze Zeit des Tunesiers an einer Schule in Catania auf Sizilien 2011. Der junge Mann habe dort Eigentumsdelikte, Drohungen und Körperverletzung begangen.

Versuch, die Schule anzuzünden

Als man versuchte, ihn zur Raison zu bringen, habe Amri rebelliert. „Seine Geschichte als guter Migrant endete mit dem Versuch, die Schule anzuzünden“, schrieb das Blatt unter Berufung auf seine Strafakte.

Dem Bericht zufolge wurde Amri nach seiner Flucht aus Tunesien im Februar 2011 von der italienischen Polizei registriert. Obwohl er volljährig gewesen sei, habe er sich als minderjährig ausgegeben, weil er sich davon anscheinend Vorteile versprochen habe. Nach den Vorfällen an der Schule habe ihn die Polizei im Oktober 2011 festgenommen. Das italienische Innenministerium wollte die Informationen zunächst nicht bestätigen.