Alle gegen alle

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Im Wahlkampfendspurt kämpfen alle Parteien mit harten Bandagen - und nur für sich selbst. Die FDP warnt Kanzlerin Merkel vor dem politischen Aus. Und die CDU-Chefin erinnert sich an die SPD.

Auf der Zielgeraden zur Bundestagswahl am Sonntag kämpfen die Koalitionspartner Union und FDP ohne gegenseitige Rücksicht um jede Stimme. FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle verteidigte die Zweitstimmenkampagne zu Lasten der Union und warnte: „Die Kanzlerin weiß doch auch, dass ohne FDP die Tage ihrer Kanzlerschaft gezählt wären.“ CDU-Chefin Angela Merkel kündigte einen Wahlkampf „bis zur letzten Minute“ an und stellte sich erneut strikt gegen die FDP-Kampagne. Mit den Worten „Zwei Kreuze, vier Jahre“ untermauerte sie ihren Anspruch auf eine volle vierjährige Amtszeit. Auch Altkanzler Helmut Kohl stellte sich hinter diesen Kurs Merkels.

Die SPD setzt auf einen Meinungsumschwung im Endspurt zum 22. September. In den letzten 72 Stunden bis zur Schließung der Wahllokale will sie mit Hunderttausenden Hausbesuchen, mehr Werbung und Kundgebungen die Unentschlossenen auf ihre Seite ziehen. Die Grünen, Wunschpartner der SPD, und deren Spitzenkandidat Jürgen Trittin blieben angesichts der Vorwürfe in der Pädophilie-Debatte massiv unter Druck.

Brücken zur SPD nicht abgerissen

Merkel machte deutlich, dass die Brücken zur SPD nicht abgerissen sind. „Selbstverständlich spreche ich mit Sozialdemokraten und die mit mir“, sagte sie der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Merkel hatte von 2005 bis 2009 eine große Koalition aus Union und SPD geführt. Damals war der heutige SPD-Herausforderer Peer Steinbrück ihr Finanzminister. Aktuelle Umfragen sagen ein Patt zwischen Schwarz-Gelb und der Opposition voraus. Ein Ausweg daraus könnte die Neuauflage der großen Koalition sein.

Am Sonntag war die FDP mit nur 3,3 Prozent aus dem bayerischen Landtag geflogen. Die Zweitstimmenkampagne soll nun das politische Überleben der Freidemokraten sichern.

Grünen-Spitzenkandidat Trittin entschuldigte sich in der Debatte um den Umgang mit Pädophilie in den Anfangsjahren seiner Partei erneut. „Wir Grünen, mich eingeschlossen mit der Verantwortung, haben in den frühen 80er Jahren eine Position vertreten zur Pädophilie, die muss allen Missbrauchsopfern als Hohn erscheinen. Und das ist ein Fehler gewesen“, sagte er in Augsburg.

Im Forsa-Wahltrend des „Stern“ und des Senders RTL erhalten Union und FDP gemeinsam 44 Prozent – SPD, Grüne und Linke zusammen ebenfalls. Die euro-kritische Partei Alternative für Deutschland verharrt bei 3 Prozent, ebenso wie die Piraten.