/ Afghanistan vor neuer Ära - was passiert 2014?

(Reuters)
Wer ist nach 2014 für die Sicherung Afghanistans zuständig?
Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die afghanischen Sicherheitskräfte im ganzen Land schrittweise die Verantwortung von der Nato übernehmen. 352.000 afghanische Soldaten und Polizisten sollen dann für Stabilität sorgen. Diese Zahl soll nach jetziger Planung bis 2017 auf 228.500 reduziert werden. Ob Nationalarmee und Polizei wirklich in der Lage sein werden, Aufständische wie die Taliban langfristig unter Kontrolle zu halten, ist ungewiss.
Wer bezahlt die afghanischen Sicherheitskräfte?
Ein wesentlicher Grund für die geplante Reduzierung auf 228.500 Polizisten und Soldaten sind die Kosten. Sie werden selbst für die verkleinerte Truppe noch mit jährlich 4,1 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro) veranschlagt. Die Afghanen sollen 500 Millionen Dollar übernehmen. Die USA werden den Löwenanteil zahlen. Auch andere Staaten haben Unterstützung zugesagt. Die Verteilung der Kosten wird ein wichtiges Thema beim Nato-Gipfel in Chicago am 20./21. Mai sein.
Sind nach 2014 keine ausländischen Soldaten mehr am Hindukusch?
Ausländische Soldaten werden – wenn auch in weitaus geringerer Zahl – im Land bleiben, um afghanische Sicherheitskräfte auszubilden. Außerdem werden Armee und Polizei im Kampf gegen die Taliban noch internationale Unterstützung in Bereichen brauchen, in denen sie bislang noch keine eigenen Fähigkeiten haben. Das wären etwa Luftangriffe oder die Rettung von Verwundeten („Medevac“). Die USA wollen zudem weiter Basen in Afghanistan unterhalten und von dort aus mit Spezialkräften gegen Terroristen vorgehen.
Werden nach 2014 noch ausländische Soldaten in Afghanistan sterben?
Ausgeschlossen ist das nicht. Das Ausmaß der Gefahr wird vor allem davon abhängen, ob ausländische Soldaten in ihrer Funktion als Ausbilder afghanische Einheiten auch künftig ins Gefecht begleiten werden. Alternativ dazu könnte das Training auf gesicherten Arealen wie Militärbasen stattfinden. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Gewalt in Afghanistan über 2014 hinaus andauert und Ausländer weiterhin Ziele der Taliban sein werden.
Enden 2014 auch die internationalen Wiederaufbau-Bemühungen?
Zwar werden die Hilfsgelder abnehmen. Die Staatengemeinschaft hat sich bei der Afghanistan-Konferenz in Bonn Ende vergangenen Jahres aber verpflichtet, das Land in einer „Dekade der Transformation“ noch zehn Jahre über 2014 hinaus zu unterstützen. Über konkrete Summen soll bei einer Konferenz im Juli in Tokio beraten werden.
Wie geht es in Afghanistan nach 2014 innenpolitisch weiter?
Auch innenpolitisch steht Afghanistan 2014 vor einer Zäsur. Dann wird ein neuer Präsident gewählt, und laut Verfassung darf Hamid Karsai nach zwei Amtsperioden nicht ein weiteres Mal antreten. Karsai führt die Geschickte Afghanistans seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001: Zunächst als Chef einer Übergangsregierung, dann als Interimspräsident, seit 2004 als erster freigewählter Präsident des Landes. Ein chancenreicher Herausforderer der Opposition ist bislang ebenso wenig in Sicht wie ein Nachfolger aus dem Karsai-Lager.
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