9.000 kämpfen für ihre Rechte

9.000 kämpfen für ihre Rechte
(EDITPRESS/Jean-Claude Ernst)

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Größte Demonstration seit langem - rund 9.000 Menschen aus dem Gesundheits- und Sozialsektor demonstrieren für ihre Rechte.

Dass die Unzufriedenheit im Gesundheits- und Sozialsektor wegen der Hinhaltetaktik der Regierung und der Arbeitgeber seit einiger Zeit stark zugenommen hat, ist gewusst. Dass aber rund 9.000 Mitarbeiter des gesundheits-, Pflege- und Sozialsektors am Samstag für ihre Rechte demonstrierten, zeigt, wie groß der Unmut vieler wirklich ist.

Umso mehr, als in diesem Bereich 24 Stunden auf 24 Stunden schwer und flexibel gearbeitet wird, an sieben Tagen in der Woche. Krankenhäuser funktionierten, die Pflegedienste und die vielen anderen arbeiteten wie gewohnt.

„Auch wenn Tausende nicht dabei sein können, weil sie am Samstag arbeiten, so tragen sie heute unseren Aufkleber, um zu zeigen, dass sie bei uns sind“, so Nora Back vom OGBL-Syndikat Gesundheit und Soziales zu Beginn ihrer Rede, nachdem der nicht enden wollende Zug der 9.000 Demonstranten endlich von dem Campus „Geesseknäppchen“ vollständig auf dem „Rousegäärtchen“, der hauptstädtischen Place des Martyrs, gegenüber dem früheren Arbed-Gebäude, angekommen war.

Es geht um die zugesagten Rechte. „Immer wieder“, so Nora Back, „greifen die Arbeitgeber in unserem Sektor den Artikel 28 unserer Kollektivverträge an. Das ist jener Artikel, der garantiert, dass wir ein Teil des öffentlichen Dienstes sind“. Und dass die Lohn- und Arbeitsbedingungen an den öffentlichen Dienst angepasst werden sollen.

Gehälterabkommen anwenden

In dem Abkommen der Regierung mit den Gewerkschaften OGBL, CGFP und LCGB, vom 28. November 2014, hat die Regierung dies auch noch einmal bekräftigt. „Die Regierung hat dies unterzeichnet, sie hat ihr Wort gegeben. Alles andere wäre ein Vertragsbruch“, hielt Nora Back fest, deren Ansprache immer wieder durch Beifall unterbrochen wurde.

Die Demonstranten verlangen, dass das Gehälterabkommen des öffentlichen Dienstes wie versprochen auch endlich auf ihren Sektor übertragen wird: Die Erhöhung des Punktwertes um 2,2% und eine einmalige Prämie in Höhe von 0,9%. Hinzu kommt, dass im SAS-Bereich („Secteur des aides et de soins“ – SAS) noch die Erhöhung des Punktwertes um 1,5% aus dem Jahr 2009 aussteht.

Seit 2007 gab es im SAS-Bereich keine Lohnerhöhung. Im FHL-Bereich der Krankenhäuser („Fédération des hôpitaux luxembourgeois“) erfolgte die letzte Lohnerhöhung im Jahre 2009. „Ist das Leben in den letzten 8 Jahren für uns etwa nicht teurer geworden?“, fragte Nora Back. „Es reicht jetzt“.

Anpassung der Karrieren

Der Unmut ist umso grösser, als die Regierung die Mittel für die Anpassung der Löhne bereits zugesagt hat, die Arbeitgeber diese aber nicht anwenden wollen, bis auch die Frage nach der Anpassung der Karrieren geklärt sei.
Diese Anpassung der Karrieren gemäß jenen des öffentlichen Dienstes, ist die zweite große Forderung der Demonstranten.

„Die Anforderungen in unserem Beruf nehmen ständig zu, im Laufe der Jahre sind die die Studienzeiten immer länger geworden, es sind neue Aufgaben hinzugekommen. Wir sind stolz auf unsere Berufe. Doch wo bleibt die Anerkennung?“ Doch immer noch werden die Studienjahre nicht korrekt angerechnet, erläutert Nora Back.

Diese Anpassung der Karrieren, so wie beim Staat, hat die Regierung ebenfalls im November 2014 zugesagt. Doch vorher muss berechnet werden wieviel dies kosten wird. Hierfür ist die „commission paritaire ASFT“ zuständig. Doch die ist noch nicht einmal zusammen gekommen, obwohl die Grundlagen hierfür seit März 2015 gegeben sind. Zuständig für die Einberufung ist das Familienministerium.

„Wir hören nicht mehr auf“

In diesem Zusammenhang sparte Nora Back nicht mit Kritik an den Arbeitgebern. Diese würden sich abwartend verhalten und versuchen die legitimen Forderungen des Personals auf die lange Bank zu schieben.

Es sei unannehmbar, dass die Copas, der Verband der Pflegeanbieter, nicht zu ihren Mitarbeitern stehen würde. Stattdessen werde Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt, in dem mit Personalabbau und höheren Pensionspreisen gedroht werde, für den Fall, dass die Forderungen erfüllt werden.

„Wir haben lange genug gewartet“. „Wir hören nicht mehr auf“. „Wir sind bereit ganz weit zu gehen. Soweit es sein muss, damit wir Gehör finden. Wir wollen dass die Ungerechtigkeiten ein für allemal aus der Welt geschaffen werden. Wir kommen wieder. Und wenn die heutige Demonstration noch nicht gereicht haben sollte, dann werden wir alle gewerkschaftlichen Aktionen nutzen um den Druck aufrecht zu erhalten. Dann wird sich der Konflikt verschärfen“.

Diese Zitate von Nora Back zeigen, dass es den Gewerkschaften und den 9.000 vom Samstag wirklich reicht.