/ 800 gegen Kürzungen

(Tageblatt/Martine May)
Am Dienstagmittag setzte sich der Protestmarsch von der Schule auf Kirchberg in Bewegung Richtung Gerichtshof. Ein buntes Fahnenmeer von Europaflaggen und Flaggen der jeweiligen Mitgliedsländer. „No to Budget Cuts“ und „There are no less important languages“ prangte auf den Protestschildern. Aber auch „Is this the queue to the toilet?“.
Den rund 400 Protestlern bei der Schule, zu denen sich nochmal die gleiche Zahl vor dem EU-Gerichtshof gesellte, war es ernst mit ihrem Anliegen. Für 2011 und 2012 sind, so eine Mitteilung der Personalvetretung, 7, bzw. 17 Millionen an Kürzungen in den Haushalten der Europaschulen vorgesehen. Für Luxemburg sind 2011 2,6 Millionen weniger angesetzt, aber betroffen ist nicht nur die hiesige Europaschule. Dementsprechend fand auch in Brüssel eine Demonstration statt.
Kurse gefährdet
Der Sparzwang riskiere langfristige Folgen zu haben, so Ian Dennis, Präsident der Elternvereinigung APEEE. „Das gefährdet die Organisation der Klassen.“ So ist zum Beispiel geplant, ab September 2011 für Optionskurse eine Mindestzahl von sieben statt fünf Schülern festgesetzt. „Für die kleineren linguistischen Einheiten gefährdet das die Kurse“, so Dennis, „es wird schwer sieben Schüler zu finden, um Physikstunden zum Beispiel auf griechisch abhalten zu können.“ In den Klassen würden dann mehrere Jahrgänge zusammen gelegt oder die Schüler müssten auf andere Sektionen ausweichen.
Noch bis Donnerstag wird in Brüssel über die Kürzungen diskutiert. „Wir hoffen, dass sie auf uns hören“, so Dennis, „und dass sie ihre Meinung ändern.“ Wenn nicht, wird der Protest weiter gehen. Dass aber überhaupt demonstriert wird, scheint eher ungewöhnlich für die Europaschule, denn eigentlich hat die Einrichtung den Ruf, eine der besser gestellten Schulen zu sein und über genügend bis viele Mittel zu verfügen. „Vielleicht früher“, so Dennis, „aber ich würde sagen, dass das nicht mehr der Fall ist. Und unabhängig vom Einkommen, hat jeder Recht auf Unterricht in seiner Sprache. Das ist das Ziel der Europaschulen. Und um die Leute verschiedener Nationalitäten nach Luxemburg zu locken, braucht es eine Schule von hoher Qualität, die eben Unterricht in diesen Sprachen anbietet. Wenn das nicht der Fall ist, wird man nicht die guten Leute nicht bekommen. Und das gefährdet die Zukunft dieser Institutionen.“
Andere Mittel
Ob diese Argumentation an verantwortlicher Stelle Gehör findet, bleibt abzuwarten. Dennis hat Hoffnung.
Dass gespart werden muss, versteht er und er erkennt diese Notwendigkeit an. „Aber bevor man die Budgets kürzt, gibt es andere Mittel, andere Einkommensquellen.“ EU-Beamte, führt Dennis an, zahlen zum Beispiel eine Abgabe, die für die Europaschulen gedacht ist, was aber, so der APEEE-Präsident weiter, nie so gehandhabt wurde. „Wir bestehen drauf, dass dieses Geld jetzt für die Schulen verwendet wird“, so Dennis. Zudem sollen weitere Einnahmequellen ausgelotet werden. Ungefähr ein Viertel der Schüler seien keine Kinder von EU-Beamten. Die zahlen dann dafür. Warum nicht mehr solcher Schüler?
„Es ist klar, dass man uns nicht immer zuhört“, so Dennis, „aber ich denke das ist diesmal anders. Das ist das erste Mal, dass ich sehe wie Personal-, Lehrer-, Schüler- und Elternvereinigung zusammen agieren. Ich denke diese Botschaft ist bei den Verantwortlichen angekommen. Und ich hoffe, dass sie die geplanten Entscheidungen so nicht treffen.“
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