/ 6,7 Prozent der Bulgaren sind interessiert

Kurz vor Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgaren innerhalb der EU ist in dem Balkanland keine größere Auswanderungswelle erkennbar. Im Fernsehen und im Rundfunk gibt es weder Werbespots für Arbeitsvermittler noch Tipps für künftige Arbeitnehmer im Ausland. Soziologen ermittelten aber, dass „in naher Zukunft“ etwa 200.000 Bulgaren einen besser bezahlten Job in anderen EU-Ländern suchen könnten. Bevorzugte Ziele für mögliche Arbeitsmigranten sind Deutschland und Großbritannien.
Laut einer Umfrage vom Dezember interessieren sich 6,7 Prozent der volljährigen Bulgaren dafür, ab 1. Januar in einem anderen EU-Land zu arbeiten. Etwa die Hälfte – rund 200.000 Menschen – werden ihre Absicht voraussichtlich auch verwirklichen, erwartet das Forschungsinstitut Alpha Research in Sofia. Hintergrund sei demnach das „ungünstige Umfeld und das Fehlen von persönlichen Perspektiven“ in Bulgarien.
Gehälter erhöhen
Die Gewerkschaften riefen die Arbeitgeber auf, die Gehälter von hoch qualifizieren Mitarbeitern zu erhöhen, damit diese nach der kompletten Öffnung des EU-Arbeitsmarktes in Bulgarien bleiben. In dem ärmsten EU-Land sind die Gehälter etwa von Ärzten oder Ingenieuren deutlich niedriger als in den alten EU-Staaten.
Arbeitsminister Hassan Ademow sieht dennoch „keine Gefahr, dass Bulgaren den Arbeitsmarkt der alten EU-Staaten überfluten werden“. „Wir teilen nicht die Befürchtungen, dass es eine derart gewaltige (Immigrations-)Welle geben wird, wie auf der Insel (Großbritannien) befürchtet wird“, erklärte Regierungschef Plamen Orescharski im Parlament in Sofia. Ex-König Simeon II. schrieb auf seiner Webseite: „Die Hysterie stützt sich auf Spekulationen und willkürlichen Analysen.“ Die apokalyptischen Szenarien hätten eine „politische Färbung und rein populistische Ziele“.
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