51 Tote bei Anschlagsserie in Kabul

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Es ist die verheerendste Anschlagsserie in Kabul seit Jahren: 51 Menschen sind in der afghanischen Hauptstadt binnen 24 Stunden getötet worden.

Am Freitag verübten die Angreifer zunächst zwei Sprengstoffanschläge, wie die Behörden mitteilten. Später griffen sie einen Militärstützpunkt an. Unter den Opfern waren mehrere Zivilisten und Polizeianwärter sowie ein Soldat der Nato-Mission „Resolute Support“. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu zwei der drei Anschläge.

Bei dem ersten Anschlag kurz nach Mitternacht brachten die Angreifer einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in der Nähe eines Militärstützpunkts im Zentrum von Kabul zur Explosion. 15 Zivilisten wurden getötet, 240 weitere wurden verletzt. Die Detonation riss ein zehn Meter tiefes Loch in die Straße. Viele Menschen wurden im Schlaf durch zerberstende Scheiben verletzt. Unter den Verletzten waren 47 Frauen und 33 Kinder, wie ein Regierungssprecher mitteilte.

Attentäter in Polizeiuniform

Am Abend sprengte sich dann ein Attentäter in Polizeiuniform nahe der Polizeiakademie der afghanischen Hauptstadt in die Luft und tötete 27 Polizeianwärter. An der im Westen Kabuls gelegenen Polizeiakademie beenden jedes Jahr bis zu 3000 Anwärter ihre Ausbildung. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich umgehend zu dem Angriff nahe der Polizeiakademie, distanzierten sich aber – wie üblich bei Angriffen mit vielen zivilen Opfern – von dem Anschlag im Stadtzentrum in der Nacht.

Am späten Freitagabend attackierten bewaffnete Angreifer schließlich den US-Stützpunkt Camp Integrity. Ein Soldat und acht zivile Nato-Mitarbeiter wurden getötet, erklärte das Militärbündnis am Samstag, ohne die Nationalitäten der Opfer bekanntzugeben. Nach Angaben der für das Camp zuständigen Sicherheitsfirma waren acht der Getöteten Afghanen. Es handelte sich um die blutigsten Anschlagsserie in Kabul seit Dezember 2011, als mehr als 50 Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet wurden.

Neuer Taliban-Anführer

Zugleich waren es die ersten größeren Angriffe in der Hauptstadt seit Bekanntgabe des Todes des langjährigen Taliban-Anführers Mullah Omar in der vergangenen Woche. Mullah Achtar Mansur wurde zum neuen Anführer bestimmt, doch wird er von großen Teilen der islamistischen Rebellenbewegung wegen seiner Nähe zur Regierung in Pakistan und seiner Befürwortung von Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul abgelehnt.

Die aktuelle Eskalation der Gewalt ist nach Ansicht von Politikwissenschaftlern auf den Versuch Mansurs zurückzuführen, den Respekt der Basis zu gewinnen und die Aufmerksamkeit von internen Differenzen abzulenken. Der Militärexperte Mirsa Mohammed Jarmand in Kabul sagte: „Die neue Angriffswelle zeigt, dass Mullah Mansur nicht besser ist als Mullah Omar.“ Die afghanischen Sicherheitskräfte müssen erstmals einer Sommeroffensive der Taliban praktisch allein die Stirn bieten, nachdem die internationalen Truppen ihren Kampfeinsatz im Dezember beendeten. Für Ausbildungs- und Anti-Terror-Einsätze sind aber noch rund 13.000 ausländische Soldaten im Land.

Die Nato in Afghanistan bezeichnete den Anschlag vom Freitag als „verachtenswerte Gewalttat“. Auch die USA verurteilten die Attentate in Kabul. Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama, Susan Rice, übermittelte dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani die Anteilnahme ihrer Regierung. Das Außenministerium in Washington erklärte, die Taten offenbarten die „vollkommene Missachtung (der Taliban) für das Leben unschuldiger Afghanen“.

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