500 Tote durch Schlankheits-Pillen

500 Tote durch Schlankheits-Pillen
(AFP)

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In Frankreich hat ein Prozess gegen Führungskräfte des Pharmakonzerns Servier begonnen. Ein Diabetes-Mittel des Unternehmens soll für bis zu 2000 Tote verantwortlich sein.

Im Skandal um gesundheitsgefährdende Schlankmacher-Pillen des französischen Pharmakonzerns Servier steht seit Montag Firmengründer Jacques Servier (90) mit vier ehemaligen Führungskräfte vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, das Medikament Mediator zur Gewinnmaximierung als Diabetes-Mittel ausgezeichnet zu haben. Den Angeklagten drohen wegen schweren Betrugs bis zu vier Jahre Haft und ein Berufsverbot. Mehr als 350 Geschädigte und Hinterbliebene verlangen vor dem Gericht in Nanterre bei Paris als Nebenkläger Schadensersatz.

Auslöser des Skandals ist unter anderem eine Studie der französischen Aufsichtsbehörde für Medikamentensicherheit. Sie vermutet, dass die Schlankmacher-Pillen des Konzerns allein in Frankreich den Tod von mindestens 500 Patienten verursacht haben. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 2000 Opfern aus. Mindestens 3500 Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden. Das Mittel soll unter anderem Herz- und Kreislaufschäden hervorgerufen haben.

2009 verboten

Servier hatte Schlankheitsmittel Mitte der 1970er Jahre als Diabetes-Medikament auf den Markt gebracht. Es wurde aber auch häufig Übergewichtigen als Appetitzügler verschrieben. Schätzungen zufolge haben insgesamt etwa fünf Millionen Menschen das Mittel eingenommen. Seit 1976 war Mediator, auch Benfluorex genannt, in Luxemburg erhältlich. Mediator ist seit 2009 europaweit verboten. Vorausgegangen war eine Untersuchung der Europäischen Arzneimittelagentur.

Die Verhandlung im ersten Strafprozess gegen den Pharmakonzern ist bis zum 6. Juli angesetzt. Ein weiteres Verfahren wird voraussichtlich nach dem Abschluss von weiteren Ermittlungen beginnen. Dann droht Servier auch eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Sein Anwalt argumentiert, dass der Prozess erst stattfinden könnte, wenn die Ermittlungen für den zweiten abgeschlossen sind.