/ 25 Vermisste nach Schiffshavarie
Die lokalen Behörden gehen davon aus, dass das Wetter bis Mittwoch gut bleibt. Die Rettungsarbeiten könnten auf jeden Fall bis dahin fortgesetzt werden. „Wir wollen das gute Wetter ausnutzen und versuchen, soweit wie möglich voranzukommen“, erklärte Filippo Marini von der Küstenwache. Der italienische Umweltminister Corrado Clini sagte am Abend, bislang gebe es keine Anzeichen dafür, dass Treibstoff ins Meer geflossen sei. Jedoch sieht er ein sehr hohes Risiko für eine Umweltkatastrophe, deshalb müssten die Tanks des Schiffes schnell leergepumpt werden.
Die italienischen Behörden haben am Montagabend die Zahl der Vermissten nach der Schiffskatastrophe im Mittelmeer nach oben korrigiert. Nach Angaben des Chefs der italienischen Küstenwache, Admiral Marco Brusco, fehlte zu diesem Zeitpunkt von 25 Passagieren und 4 Besatzungsmitgliedern des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ jede Spur. Zuletzt war die Zahl von 14 Vermissten genannt worden. Bisher wurden 7 Tote geborgen.
Schuld bei Kapitän
Unterdessen gerät der Kapitän des Unglücksschiffes immer mehr unter Druck. Er habe die Route eigenmächtig geändert, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens Costa Kreuzfahrten, Heiko Jensen, in Hamburg. Falsche Seekarten seien nicht Schuld an dem Unglück gewesen.
Der toskanische Staatsanwalt Francesco Verusio bestätigte, dass der von dem Unglücksschiff gerammt Felsen eindeutig auf Karten vermerkt sei, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Der Kommandant der «Costa Concordia», Francesco Schettino, hatte behauptet, die Felsen seien nicht eingezeichnet. Er war festgenommen worden und soll am Dienstag vernommen werden.
Schwere Vorwürfe
Schettino soll das Schiff mit mehr als 4.200 Menschen an Bord zu dicht an die Insel Giglio gelenkt und schon während der Evakuierung verlassen haben. Das Schiff war gegen einen Felsen gelaufen, leckgeschlagen und dann auf die Seite gekippt. Wie es heißt, war der Kapitän zum Zeitpunkt des Unfalls auf der Brücke und hat das Schiff manuell gesteuert.“
Die Crew dagegen habe sehr umsichtig gehandelt. Viele Passagiere allerdings sprachen von einem großen Durcheinander und klagten über unzureichende Sicherheitsausrüstung. Das bestreitet Costa. „Die Schiffsführung hat total versagt“, sagte ein Passagier. „Es herrschte nur Chaos.“
Chaotische Zustände
Kurz nachdem die Feuerwehr den sechsten Toten entdeckt hatte, musste die Suche am Montag für einige Stunden unterbrochen werden. Offensichtlich hatten die Wellen den havarierten Riesen in Bewegung versetzt. Die Taucher hätten das Wrack vorübergehend verlassen, nachdem es sich um neun Zentimeter bewegt habe, erklärte der Sprecher der Rettungsmannschaften, Luca Cari. Auch für die Nacht wurde die Suche aus Sicherheitsgründen wieder eingestellt.
Ein „menschlicher Fehler“ ist bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffes nach Auffassung des Chefs von Costa Crociere, Pierluigi Foschi, nicht zu bestreiten. Zwar werde die Kreuzfahrtgesellschaft dem Kapitän nach der Havarie juristische Unterstützung geben, sagte Foschi in Genua, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. „Das Unternehmen hat jedoch auch die Pflicht, seine 24.000 Beschäftigten zu schützen“, fügte er an. Zuvor waren die Eigner des Kreuzfahrtschiffes auf Distanz zu ihrem Kapitän gegangen.
Menschliches Versagen
„Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben“, hieß es in einer Erklärung der Kreuzfahrtgesellschaft am Sonntagabend. „Die Route des Schiffs führte offenbar zu nahe an der Küste vorbei (…).“ Der Kapitän sei 2002 als Sicherheitsoffizier zu Costa gekommen und 2006 zum Kapitän ernannt worden. „Wie alle Costa-Schiffsführer absolvierte er regelmäßige Trainings.“
Der Kapitän soll Medienberichten zufolge mehrfach von der Küstenwache aufgefordert worden sein, wieder an Bord zu gehen, um die Evakuierung des Schiffs zu koordinieren. Dies habe er jedoch nicht getan. Auch einen „SOS“-Ruf soll es zunächst nicht gegeben haben. Hunderte von Zeugenaussagen – Passagiere, Crewmitglieder und Retter – seien zum Hergang bereits aufgenommen worden, sagte Staatsanwalt Verusio. Mehr Details zum Hergang des Unglücks erhofft man sich von der Auswertung der Blackbox des Schiffs, die ähnlich wie in Flugzeugen die Kommunikation auf der Brücke und Steuerbefehle aufzeichnet.
Costa-Kreuzfahrten sicherte den Opfern der Schiffshavarie Entschädigung zu. „Wir nehmen mit jedem einzelnen Gast Kontakt auf“, sagte ein Sprecher. Die Bergung des Wracks wird nach Einschätzung von Experten, möglicherweise Monate dauern. Möglicherweise müssen die Versicherer einen Schaden von mehr als einer halben Milliarde Euro einkalkulieren, hieß es am Dienstag.
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