1.601 zivile Opfer in Afghanistan

1.601 zivile Opfer in Afghanistan
(Reuters/Omar Sobhani)

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Die UNO veröffentlicht die Zahl ziviler Opfer in Afghanistan, die einen neuen Höchststand erreicht. 1.601 Tote und 3.565 Verletzte wurden im ersten Halbjahr gezählt.

Die Zahl ziviler Opfer hat in Afghanistan im ersten Halbjahr einen neuen Höchststand erreicht. Zwischen Anfang Januar und Ende Juni wurden bei Gefechten, Anschlägen und anderen Gewalttaten 1.601 Zivilisten getötet und 3.565 weitere verletzt, wie die UN-Mission in Afghanistan (Unama) am Montag mitteilte.

Dies war ein Anstieg um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und der höchste Stand seit Beginn der UN-Zählung 2009. Jedes einzelne Opfer sollte „ein Aufruf zum Handeln an die Konfliktparteien sein, relevante Schritte zu ergreifen, um das Leiden zu vermindern“, sagte der Unama-Leiter Tadamichi Yamamoto.

Eine beschämende Anzahl an minderjährigen Opfern

Unter den Opfern sind 1.509 Kinder, eine Zahl, die die Unama „alarmierend und beschämend“ nannte. Demnach gehen 60 Prozent der Opfer auf das Konto der Taliban und anderer Extremistengruppen wie dem Islamischen Staat (IS). Die Unama hob jedoch auch hervor, dass es bei den Opfern, die durch die Regierungstruppen verursacht wurden, einen Anstieg um 47 Prozent gegeben habe.

Die UN-Mission führte diesen Anstieg zum Teil auf den verstärkten Einsatz von Kampfflugzeugen zurück. Zudem äußerte sich die Unama besorgt über Verletzungen der Menschenrechte durch regierungstreue Milizen, die in einigen Provinzen außerhalb des Gesetzes agierten.

Verstärkte Taliban-Angriffe

„Die Berichte der Opfer und ihrer Familien bringen die Tragödie dieses andauernden Konflikts in den Fokus“, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra’ad al-Hussein. „Die Familie, die ihren Ernährer verloren hat und die Kinder damit zum Verlassen der Schule und zum Kampf ums Überleben zwingt, der Fahrer, der seine Beine verliert und ihn damit um seinen Verdienst bringt, der Mann, der zum Einkaufen für seine Kinder in den Basar geht und sie bei der Rückkehr tot vorfindet.“

Die internationalen Truppen hatten Ende 2014 ihren Kampfeinsatz in Afghanistan beendet und die Verantwortung für die Sicherheit den Afghanen übergeben. Seitdem verstärkten die Taliban ihre Angriffe, auch ein Ableger der IS-Miliz ist im Osten des Landes aktiv.

Selbstmordanschläge

Laut der Unama gehen immer mehr Opfer auf Selbstmordanschläge zurück statt wie bisher auf improvisierte Sprengsätze am Straßenrand. Erst am Samstag waren bei dem blutigsten Attentat in der Hauptstadt Kabul seit dem Ende der Taliban-Herrschaft 2001 mindestens 80 Menschen getötet und mehr als 230 weitere verletzt worden. Zu dem doppelten Selbstmordanschlag auf eine Demonstration von Angehörigen der schiitischen Minderheit der Hasara bekannte sich die sunnitische IS-Miliz, die regelmäßig Schiiten ins Visier nimmt.