16 Stunden der Angst

16 Stunden der Angst
(AP/Luca Bruno)

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Nach einer langen und kalten Nacht in 3800 Metern Höhe sind 33 Passagiere aus einer defekten Seilbahn in den französischen Alpen gerettet worden.

Die Gondeln waren am Donnerstagnachmittag über dem Mont-Blanc-Massiv steckengeblieben. 77 Menschen konnten noch vor Einbruch der Dunkelheit gerettet werden. Die übrigen 33 Passagiere, darunter auch drei Kinder, mussten die Nacht bei klirrender Kälte in den Gondeln verbringen. Insgesamt 110 Passagiere waren am Donnerstag in der Vallée-Blanche-Seilbahn steckengeblieben, die an manchen Stellen 400 Meter über dem Abgrund schwebt.

Ihre Gondeln, in die jeweils vier Fahrgäste passen, wurden angehalten, nachdem sich Kabel der Seilbahn verheddert hatten. Nach 16 Stunden des Wartens konnten die letzten 33 Insassen die Gondeln am Freitagmorgen heil und sicher verlassen, wie der Chef der Betreiberfirma, Mathieu Dechavanne, mitteilte. Nur ein älterer Mann habe wegen Unterkühlung „medizinische Unterstützung“ erhalten.

„Nur ein Sweatshirt an“

Unter den Geretteten war auch eine Familie aus Südkorea mit zwei Kindern im Alter von sieben und neun Jahren. Auch ein zwölfjähriger Junge aus Italien musste mit seinen Eltern die Nacht in einer der Gondeln zubringen. Seine 18-jährige Schwester Maria Elena Perrone sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Es war schrecklich. Mein Bruder ist mit meinen Eltern da oben geblieben, er hatte nur ein Sweatshirt an.“ Die 18-Jährige selbst war in eine andere Kabine eingestiegen und bereits am Donnerstagabend befreit worden.

„Zweieinhalb Stunden lang wussten wir nicht, was passiert, und die Kabine wackelte stark, als sie versuchten, die Kabel zu entwirren“, berichtete Perrone. „Mit dem Sonnenuntergang kam die Kälte.“ 77 Passagiere aus Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien, Südkorea und den USA konnten noch am Donnerstag in einer aufwändigen Rettungsaktion aus der Seilbahn befreit werden.

„Die ganze Nacht“

Die meisten Passagiere wurden von Hubschraubern in Sicherheit gebracht, die übrigen konnten selbst aus den weniger hoch über dem Boden pendelnden Kabinen klettern. Wegen der einbrechenden Dunkelheit und des sich verschlechternden Wetters musste der Einsatz am Abend aber abgebrochen werden. Die Rettungskräfte hätten „die ganze Nacht“ Kontakt zu den festsitzenden Passagieren gehalten, berichtete Stéphane Bozon von der Bergrettung.

Die Insassen hätten zwar gefroren, lebensbedrohlich sei die Situation aber nicht gewesen. Für die bei eisigen Temperaturen festsitzenden Touristen gab es immerhin Rettungsdecken, Wasserflaschen und Energieriegel, die für Notfälle immer in den Gondeln aufbewahrt werden. Erst am Freitagmorgen konnten die Kabel der Seilbahn schließlich entwirrt und die Gondeln wieder in Gang gesetzt werden.

„Vorbildlich Verhalten“

Die 33 Fahrgäste konnten an den Bahnstationen auf der französischen und italienischen Seite der Strecke aussteigen. Die Betreiberfirma lobte das „vorbildliche Verhalten“ und die „Gelassenheit“ der Betroffenen. Die in den 50er Jahren in Betrieb genommene Seilbahn verbindet die Aiguile du Midi im französischen Mont-Blanc-Massiv mit dem 3462 Meter hohen Berg Pointe Helbronner in den italienischen Alpen.

Nach Angaben der Betreiberfirma ist die Ursache für die Panne noch unklar. Möglicherweise verhedderten sich die Kabel der Seilbahn aber wegen eines Windstoßes.