133 Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

133 Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer
(AP)

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Tausende Bootsflüchtlinge versuchen jedes Jahr, die europäischen Küsten zu erreichen. Jetzt ist wieder ein Boot gekentert. Mehr als 100 Migranten kamen ums Leben, Dutzende werden noch vermisst.

Nach der Flüchtlingstragödie vor der italienischen Insel Lampedusa ist die Zahl der Opfer auf mindestens 133 gestiegen. Taucher der Küstenwache entdeckten am frühen Donnerstagabend in und neben dem gekenterten Flüchtlingsboot mindestens 40 weitere Leichen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Schiff soll demzufolge in etwa 40 Meter Tiefe vor der Nachbarinsel Isola dei Conigli im Mittelmeer liegen.

Von den etwa 500 Menschen an Bord konnten zunächst etwa 155 gerettet werden. Hunderte werden weiterhin vermisst, die Zahl der Opfer könnte daher noch steigen. Das Boot hatte am Donnerstagmorgen Feuer gefangen und war gekentert. Dutzende Migranten ertranken, darunter auch drei Kinder und zwei schwangere Frauen, wie Italiens Innenminister Angelino Alfano sagte.

„Brauchen keinen Krankenwagen, sondern Särge“

Berichten zufolge sollen einige Flüchtlinge auf dem Schiff eine Decke angezündet haben, um ein Fischerboot in der Nähe auf sich aufmerksam zu machen. Das Feuer breitete sich aus, das Schiff kenterte. Die Überlebenden der Schiffstragödie sollen überwiegend aus Somalia und Eritrea stammen. Die Migranten waren nach Angaben von Geretteten vor zwei Tagen in der libyschen Hafenstadt Misrata gestartet.

Bewegende Fernsehbilder zeigten, wie Rettungsteams in dem kleinen Hafen von Lampedusa eingehüllte Leichen nebeneinander aufbahrten. „Unglücklicherweise brauchen wir keine Krankenwagen mehr, sondern Särge“, berichtete der örtliche Arzt Pietro Bartolo. „Es ist ein Horror“, sagte Bürgermeisterin Giusi Nicolini nach dem zweiten Flüchtlingsdrama innerhalb weniger Tage. „Sie hören nicht auf, weitere Leichen zu bringen.“

„Es ist ein Horror“

Alfano reiste nach einem Treffen mit Regierungschef Enrico Letta nach Lampedusa, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Letta bezeichnete den Tod der Migranten als „ungeheure Katastrophe“. Die Minister von Alfanos PdL-Partei sagten eine geplante Pressekonferenz ab. Es wurde erwartet, dass in Italien für Freitag Staatstrauer ausgerufen wird.

„Beten wir für die Opfer des tragischen Schiffbruchs vor Lampedusa“, schrieb Papst Franziskus auf Twitter. Die erneute Flüchtlingstragödie sei eine Schande. Der Papst hatte Lampedusa vor zwei Monaten besucht und auf das Los der Flüchtlinge als Folge einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ aufmerksam gemacht.

„Tragödie, für die es keine Worte gibt“

Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Ermittlungsverfahren, einer der mutmaßlichen Schleuser wurde Medienberichten zufolge bereits festgenommen. „Eine enorme Tragödie, für die es keine Worte gibt“, sagte Vize-Innenminister Filippo Bubbico.

Mit Bestürzung hat die EU-Kommission auf das tödliche Drama reagiert. „Es ist wirklich eine Tragödie, ganz besonders, weil auch Kinder betroffen sind“, erklärte EU-Regionalkommissar Johannes Hahn in Brüssel. „Es ist etwas, über das Europa wirklich traurig sein muss und wir sollten sehen, wie wir die Lage verbessern“, sagte er.

Kurz zuvor war ein Boot mit 463 Migranten vor Lampedusa angekommen. Bei gutem Wetter versuchen immer wieder Flüchtlinge, die europäischen Küsten zu erreichen. Oft endet die Überfahrt auf den kaum seetüchtigen Booten für einige tödlich. Erst am Montag waren 13 Menschen vor der Küste Italiens ertrunken.