100 Megabits für 600.000 Menschen

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Das Mosel-Département will in den kommenden 15 Jahren zu einer Vorzeigegegend fürs Internet in Frankreich werden. Investiert werden sollen 350 Millionen Euro.

Mit einer Million Menschen ist das Mosel-Departement das größte Département in Lothringen. Jeder zweite Lothringer wohnt zwischen der luxemburgischen Grenze über Thionville und Metz hinaus bis zur bis zur saarländischen Grenze. Das Département verfügt über vier Bevölkerungsbecken, in denen alleine 600.000 Menschen leben: Forbach, St. Avold, Metz, Porte de France/ Thionville.

In diese Agglomerationen will der Präsident des Generalrates Internet mit hoher Geschwindigkeit legen. „Wir haben ein Problem“, sagt Patrick Weiten. Die Telekommunikations-Unternehmen nehmen diese Infrastruktur nicht vor. Der historische Anbieter würde die Leitungen teilen müssen mit seinen Konkurrenten. Da dies aber Infrastruktur ist, muss es gemacht werden. Also macht das Département es. „Wenn wir das heute verschlafen, laufen uns morgen die Unternehmen davon.“

Die „Glasfaser-Autobahn“ ist vorhanden. Es geht darum, nun die entsprechenden Anschlüsse in den Dörfern und Städten der Großräume zu verlegen. Weiten gegenüber tageblatt.lu: „Das heißt, wir müssen von der Datenautobahn Verbindungen zu Verteilstationen vornehmen und von den Verteilstationen die Anschlüsse in die Häuser und Haushalte bringen.“ Die 100 Megabits, mit denen gearbeitet wird, kommen dabei aber nicht in den Haushalten an, gibt Weiten eine Schwäche des System zu. „Wir arbeiten auf den letzten Metern mit Koaxialkabeln. Letztlich werden in den Haushalten also um die 25 Megabits Leistung ankommen. Das reicht aber immer noch, um Internet mit genügender Geschwindigkeit zu bekommen, um Radio und Fernsehen per Internet zu hören und zu sehen, sogar für einen Festnetz-Anschluss.

350 Millionen Euro benötigt

Der Plan, den Weiten am Montag vorgestellt hat, muss mit einem Handicap verwirklicht werden. Es sind Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro nötig. „Davon“, so Weiten, „werden 80 Prozent in Form von Zuschüssen finanziert. Auf das Département entfallen 20 Prozent der Kosten“. In Zeiten, wo keine öffentliche Hand in Frankreich mehr Geld hat, wird das schwierig. Allerdings springt die Staatsbank Caisse des Dépots, die von der Assemblée Nationale verwaltet wird, in die Bresche. Weiten: „Sie finanziert die restlichen 20 Prozent mit Krediten über 40 Jahre zu einem geringen Zinssatz.“

Der Präsident des Generalrates in Metz denkt dabei finanziell pragmatisch. Das Département wird ein Unternehmen mit privaten und öffentlichen Gesellschaften gründen und ihm die Verkabelung des Mosel Départements anvertrauen. Weiten: „Natürlich werden wir die Anschlüsse vermieten. Die Nutzung des Glasfasernetzes und der Anschlüsse muss schon die Investition wieder hereinspielen.“ Nur wird der einzelne Nutzer den Anschluss nicht bezahlen. Weiten denkt eher daran, die Nutzung der Netze von den Telekommunikations-Firmen bezahlen zu lassen. Mag sein, dass ihm als Vorbild dabei das Département „La Manche“ in der Normandie dient. Dort sind Internet-Anschlüsse bis in das letzte Dorf gelegt. Weiten: „Wenn wir heute nicht mit der Vernetzung beginnen, dann verpassen wir die Zukunft.“

Die beginnt aber auch nicht gleich. Denn das Département rechnet immerhin mit zehn bis 15 Jahren bis die Verkabelung komplett durchgeführt sein wird. Die Finanzknappheit in Frankreich lässt grüßen.

(Helmut Wyrwich/Tageblatt.lu)