Zahlungsfristen

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Es gibt unter den Unternehmen eine elegante Art und Weise, sich einen zusätzlichen Kredit zu verschaffen. Man erlaubt sich schlicht eine Zahlungsfrist von 30, 60 oder gar 90 Tagen.

HELMUT WYRWICH
hwyrwich@tageblatt.lu 
  
 
Und dies auf eine recht ungenierte Weise. „Wir erlauben uns zukünftig eine Zahlungsfrist von 60 Tagen“, teilte da ein Unternehmen einem anderen unverblümt und ungeniert mit. Im Grunde ist das eine Erpressung.

Was will der Lieferant schon machen? Stellt er die Geschäftsverbindung ein, dann verzichtet er auf Umsatz und auf Gewinn, gefährdet möglicherweise sogar die Arbeitsplätze. Lässt er sich darauf ein, gewährt er dem belieferten Unternehmen einen zinslosen Kredit, der ihm möglicherweise sogar einen Verlust einträgt. Denn für die erbrachte Leistung hat das Unternehmen Material und Löhne vorfinanzieren müssen.

Insgesamt ist die einseitige Ausweitung der Zahlungsfrist die Erschleichung eines Kredites, denn: Üblich sind in der Industrie 30 Tage und das ist für ein mittelständisches Unternehmen schon eine lange Zeit. Wer übrigens jemals mit dem Staat zu tun hatte, für den sind 60 Tage Zahlungsfrist eine kurze Zeit. Der Staat lässt sich wesentlich mehr Zeit mit der Bezahlung.

Diese Art des Umgangs mit Unternehmen, die ihre Ware ordentlich und fristgerecht abliefern oder ihre Dienstleistung fristgerecht und ordentlich erbringen, ist nicht Ordnung. Keine Bank ließe sich darauf ein und auch der Staat nicht. In der Privatwirtschaft aber ist das mittlerweile gang und gäbe.

Nun kann man aus so ziemlich allem ein Geschäftsmodell machen. Man kann seine Forderung verkaufen, was einen Verlust einbringt, denn niemand kauft eine Forderung zu 100 Prozent. Er kalkuliert das Ausfallrisiko ein und die Kosten der Eintreibung. Es gibt auch Institute, die die Rechnungen eintreiben und zwischenfinanzieren. Aber das kostet Zinsen.
Bei den Banken ist das nicht anders. Sie behaupten zwar immer wieder, dass sie den Unternehmen, insbesondere den mittelständischen gegenüber entgegenkommend seien und auch Kredite gewährten – das lässt sich sogar in den Bilanzen ablesen –, aber seltsamerweise gibt es unter den Unternehmern viele, die so besonders zufrieden nicht sind.

Eine Firma, die einseitig ihre Zahlungsfristen ausdehnt, bringt sich selbst einen Liquiditätsgewinn, ihrem Lieferanten aber Schwierigkeiten. Es ist nachdenkenswert, was in einer Wirtschaft los ist, wenn diese Sitten einreißen.